Expertendiskussion über die Herausforderungen in Laboren

Mit dabei waren:

Dr. Andreas Bobrowski, 1.Vorsitzender Berufsverband Deutscher Laborärzte e.V.

Dr. Gudrun Hintereder, Leiterin Zentrallabor Universitätsklinikum Frankfurt


Dr. Thilo Rünz, Leiter Institut für Laboratoriumsmedizin, Transfusionsmedizin und Mikrobiologie Klinikverbund Südwest


Maria Becker, Leitende MTA, Bonifatius Hospital, Lingen


Christiane Maschek , Präsidentin DVTA - Dachverband für Technologen/-innen und Analytiker/-innen in der Medizin Deutschland

Labordiagnostik - Vom versorgenden zum systemrelevanten Fachgebiet

“Funktionierende Diagnostik wird nicht wahrgenommen, weil sie funktioniert. Wenn sie nicht funktioniert ist die Aufmerksamkeit größer” (Maria Becker)

Diagnostische Labore sind heute mehr denn je ein wichtiger Bestandteil unseres Gesundheitssystems. Deutlich wurde dies einer breiten Öffentlichkeit vor allem während der Corona-Pandemie - die Gelegenheit für die Branche ins Licht zu treten und ihren Wert sichtbar zu machen. Was Labormediziner und MTLAs leisten, wird oft für selbstverständlich wahrgenommen. Auf Seiten von Patientinnen und Patienten existiert die Labordiagnostik in der Wahrnehmung meist überhaupt nicht .Hier gilt es, frühzeitig über Diagnosemöglichkeiten aufzuklären und Patienten mit einzubeziehen.

Fortschrittliche Diagnoselösungen ermöglichen es Patienten und ihren Ärzten, wichtige Entscheidungen früher, genauer und mit größerer Sicherheit zu treffen. Diese tragen dazu bei, Krankenhausaufenthalte zu reduzieren, ermöglichen gezielte Behandlungsstrategien und verbessern das Management chronischer Patienten. Dr. Andreas Bobrowski betont, dass beispielsweise in der Geriatrie wenige Parameter, die bereits flächendeckend vorhanden sind,  genaue Diagnostik liefern, wohingegen die bildgebende Diagnostik hier Grenzen erreicht. Um die Probenqualität weiter zu steigern, sind innovative Technologien gefordert, die schwierige Parameter auf einer Plattform vereinen.

Nachwuchskräfte können sich auf Abwechslung und Verantwortung freuen

Der Fachkräftemangel stellt bei den Labormedizinern wie auch den MTAs eine der größten Herausforderungen dar - auch wenn mit Automatisierung Abhilfe geschaffen werden kann. “Keine Akkreditierung läuft, ohne, wir einen hohen Anteil an MTLAs in unseren Laboren nachweisen können - wir brauchen diesen Sachverstand, nur wenn wir den haben, können wir unsere Akkreditierung aufrechterhalten”, verdeutlicht Dr. Andreas Bobrowski.

“Die wenigsten wissen um die Vielfalt des Berufs. Die hohe Verantwortung und die Kommunikation mit den Einsendern machen diesen sehr attraktiv”, hebt Dr. Gudrun Hintereder hervor. Der Wandel hin zur personalisierten Medizin erhöht den Bedarf an gut ausgebildetem Lehrpersonal weiter. Dabei wird sich das Rollenkonzept von MTLA und Labormediziner verändern. Im Hinblick auf den drohenden Ärztemangel wird der Beruf der MTLA eine viel stärkere beraterische Funktion zugeschrieben. Dr. Thilo Rünz plädiert dafür “viel mehr Möglichkeit zur Spezialisierung zu bieten, um mehr Fachwissen aufzubauen.” Laut Christiane Maschek führt die mittlere Reife als Voraussetzung für die MTLA-Ausbildung dazu, dass es schwierig wird Schülerinnen und Schüler in der komplexen Ausbildung zu halten. Den Abiturienten hingegen stehen über 19.000 Studiengänge offen. Um die MTLA-Ausbildung schmackhaft zu machen, müssen Perspektiven geboten werden. Denkbar wäre beispielsweise ein anschließendes Studium zusätzlich zur Ausbildung. Eine bessere Honorierung des Schichtdienstes und eine 30-Stunden Woche sind Aspekte, die zur Attraktivität erheblich beitragen würden.

Im Medizinstudium wird die Laboranalytik oft nur beiläufig erwähnt. Dr. Gudrun Hintereder fordert, viel mehr auf die Facharztausbildung aufmerksam zu machen “Den Studierenden muss klar und deutlich gesagt werden: hier gibt es eine hochspezialisierte Facharztausbildung, die ihr absolvieren könnt.”

Laboratoriumsmedizin dient nicht nur der Krankheitsdiagnose - auch die Gesunderhaltung von Patienten spielt eine immer größere Rolle, damit einher wandelt sich das Feld vom patientenfernen zum patientennahen Fachgebiet. Ein Aspekt, der auch bei der Gewinnung von Nachwuchsmedizinern eine wichtige Rolle spielt.”Das ist die Chance für unseren Nachwuchs: Die jungen Kolleginnen und Kollegen, die aus der Ausbildung kommen, wünschen sich, direkt am Patienten zu arbeiten”, erläutert Dr. Rünz.

Die Digitalisierung ist auf dem Vormarsch und bietet noch viel ungenutztes Potenzial

Automatisierte und digitale Prozesse ermöglichen eine Effizienzsteigerung und helfen, Zeit für die wichtigen Dinge zu schaffen. Für bestimmte Aufgaben wird auch in zukünftig menschliche Expertise unabdingbar sein.”Die gesamte Zusammenschau der Befunde muss in Ärztehand bleiben - das kann eine Künstliche Intelligenz noch nicht leisten”, sagt Dr. Andreas Bobrowski.

An oberster Stelle steht immer die Patientensicherheit: “Hier müssen wir noch besser werden und stärker von der Digitalisierung gebrauch machen. Falsche Befunde durch Probenverwechslung dürfen nicht mehr passieren”, fordert Dr.Thilo Rünz. “Auch für die unmittelbare und schnelle Kommunikation mit den Adressaten der Befunde ist noch keine adäquate Lösung gefunden” ergänzt er. Viele Verwaltungs-und Bestellprozesse laufen in Labor bereits auf digitalem Weg. Bei der großen Menge an Proben, die tagtäglich bearbeitet werden, ein echter Gewinn. Doch Optimierungsbedarf besteht aber trotzdem: “Die digitalen Prozesse machen nicht immer alles einfacher und sind nicht 100% durchdacht. Um alles auf dem neuesten Stand zu halten ist manuelle Mehrarbeit nötig”, berichtet Maria Becker.

Wie viel Diagnostik liegt zukünftig in der Hand der Patienten?

Einen Blick in die Zukunft wagt Christiane Maschek: “Die Prozesse der Laboranalytik werden sich verschieben und die patientenregulierte Diagnostik wird eine größere Rolle spielen.” Für die Laboratoriumsdiagnostik die Gelegenheit, sich auf Spezialdiagnostik, wie beispielsweise dem Nachweise von Keimen oder der Infektionsserologie zu fokussieren.  Dr. Andreas Bobrowski hebt hervor, dass “die Verantwortlichkeit für medizinische Laborbefunde immer in der Hand der Labormediziner bleiben muss. Bei  Patienten bestehe auch das Risiko, dass diese in der Anwendung der Selbstdiagnostik schnell überfordert werden könnten, was zu ungenauen Ergebnissen führen könnte.

Beim Blick in die digitale Zukunft überwiegt trotz vieler Hürden die Aussicht auf neue Innovationen.” In der Medizin gab es schon immer Veränderung. Da schaue ich mit Freude in die Zukunft und hoffe auf Prozesse, die Entlastung bringen und uns Zeit geben, uns auf die wirklich wichtigen Dinge zu konzentrieren”, äußert Maria Becker.


Personalmangel, Kostendruck und Effizienzsteigerung - die Ansprüche im Labor und an die Mitarbeitenden sind hoch. Mit welchen Herausforderungen haben Labore aktuell zu kämpfen? Darüber haben Expertinnen und Experten diskutiert und mögliche Lösungen aufgezeigt.

Die Wahl der richtigen Lösung und des richtigen Anbieters als Partner ist keine leichte Aufgabe – sie beeinflusst die Fähigkeit des Labors, Leistungs- und Qualitätsstandards einzuhalten, aber auch die Wettbewerbsfähigkeit. Die Kraft der Innovation treibt die Diagnostik voran und verbessert sie – für eine bessere Zukunft der Patienten und des Labors.

Die Zukunft ist eine Herausforderung. Mit Innovationen überwinden wir diese gemeinsam.

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