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Beim Chlamydien-Screening sorgen einige gesetzliche Neuerungen dafür, dass Ärzt:innen Testungen besser abrechnen können. Auch mit Blick auf andere Erreger sexuell übertragbarer Infektionserkrankungen tut sich einiges in der Labormedizin. Ein Überblick über die wichtigsten Neuerungen, die dazu beitragen, STI weltweit einzudämmen.

Die WHO hat im Rahmen ihrer Global Health Sector Strategies 2022–2030 die Vision formuliert, sexuell übertragbare Infektionen (STI) auszurotten. Ziel ist es, sie bis 2030 um mehr als 90 Prozent zu reduzieren.1

Die Realität sieht aktuell noch anders aus: Im Jahr 2020 lag die Zahl der Infektionen mit Syphilis, Neisseria gonorrhoea, Chlamydien und Trichomonas weltweit bei 374 Millionen. Allein in Deutschland infizieren sich jedes Jahr etwa 300.000 Menschen mit Chlamydien – eine der häufigsten sexuell übertragbaren Krankheiten – Tendenz steigend. (Die genaue Zahl der Betroffenen ist nicht bekannt, da Chlamydien derzeit nur im Bundesland Sachsen meldepflichtig sind.)

Betroffen sind überwiegend Frauen in der Altersgruppe 16 bis 19 Jahre und Männer zwischen 20 und 24 Jahren.2 Die Prävalenzen bei den Frauen werden auf etwa 4,5 % geschätzt, die Prävalenzen der jungen Männer liegen mit 4,9 % leicht darüber.3,4

Bei den Frauen bleiben etwa 70–80 % der Infektionen unerkannt, oder es zeigen sich unspezifische Beschwerden wie Jucken, Brennen.5 Das sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass in einigen Fällen STI zu starken Entzündungen oder gar Unfruchtbarkeit führen können. Im Falle einer Schwangerschaft der infizierten Frau können sie überdies ein Risiko für das ungeborene Kind darstellen. Um Infektionen frühzeitig zu erkennen, schweren Folgen vorzubeugen und die Gefahr einer weiteren Übertragung gleichzeitig zu reduzieren, sind – neben einer umfassenden Aufklärung der Bevölkerung – regelmäßige Testungen sinnvoll. Denn frühzeitig erkannt, lassen sich die Krankheiten im Allgemeinen gut behandeln.

Auf Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) wurde bereits zum 1. Januar 2008 das Chlamydien-Screening eingeführt. Ziel war es, Infektionen bei jungen Frauen rechtzeitig erkennen und behandeln zu können und damit Unfruchtbarkeit durch nicht erkannte Infektionen vorzubeugen. Darüber hinaus sollte einer weiteren Verbreitung der Erreger durch Aufklärung entgegengewirkt werden. Seither haben alle gesetzlich krankenversicherten Frauen bis zum abgeschlossenen 25. Lebensjahr einmal pro Jahr Anspruch auf eine Urin-Screening-Untersuchung.5 Bereits seit 1995 gibt es diese (für die Patientin kostenlose) Untersuchung bereits im Rahmen der Mutterschaftsvorsorge.

Warum Aufklärung so wichtig ist

Mithilfe von Screenings können Infektionen erkannt, deren Ausbreitung minimiert und somit schwere Folgen einer Erkrankung reduziert werden. Dank moderner Nukleinsäure-Amplifikationstechniken können heute Erreger selbst in minimalen Konzentrationen nachgewiesen werden. Roche unterstützt den Kampf gegen STI nicht nur mit hochmodernen Technologien, sondern auch mit einem Informationsangebot für unsere Patient:innen. Denn nur mithilfe umfassender Aufklärung lässt sich das Infektionsgeschehen weltweit nachhaltig beeinflussen. Mehr Infos hierzu finden Sie auf unserer Internetseite:

Ein erfolgreiches Screening beruht auf der engen Zusammenarbeit aller Beteiligter – von der Patientin über die/den behandelnde:n Gynäkolog:in bis hin zum Labor. Um die gesamte Prozesskette im Chlamydien-Screening effizienter zu gestalten, werden seit 2020 auch die medizinischen Beratungsleistungen des Gynäkologen honoriert. Seither erhalten neben Analyselaboren auch die niedergelassenen Ärzt:innen eine zusätzliche Vergütung, wenn sich ein bestimmter Anteil der Patientinnen nach dem Beratungsgespräch für einen Test auf Chlamydien entscheidet.

Seit Juli 2022 gelten einige weitere weitreichende Änderungen für die Diagnostik von STI. Seither sind zum Nachweis sexuell übertragbarer Erkrankungen auch kombinierte Nukleinsäuretests (sog. Panel-Diagnostik, z.B. auch mit Multiplex-PCR-Verfahren) abrechenbar.

Im Zuge dieser Neuerung wurde auch der Nukleinsäurenachweis von Trichomonas vaginalis erstmals in die Gruppe der abrechenbaren Tests auf STI aufgenommen.

Mit der Aufnahme der neuen GOP 32852 (19,90 EUR) werden somit seit Juli 2022 direkte nukleinsäurebasierte Nachweise für einen oder mehrere der folgenden Erreger einer sexuell übertragbaren Infektion zusammengefasst:

  • Chlamydia trachomatis,

  • Neisseria gonorrhoeae,

  • Mycoplasma genitalium,

  • Trichomonas vaginalis,

  • Herpes-simplex-Virus Typ 1 und 2.6

Gleichzeitiger STI-Erregernachweis mit den cobas® Systemen

Der cobas® CT/NG Test ermöglicht den Nachweis der beiden Erreger Chlamydia trachomatis (CT) und Neisseria gonorrhoeae (NG).

Der cobas® TV/MG Test erlaubt den kombinierten spezifischen Nachweis von Trichomonas vaginalis (TV) und Mycoplasma genitalium (MG). Bei der Kombination beider Tests sind vier Ergebnisse aus einer Probe mit nur zwei Assays möglich. Weitere Informationen über das Roche Portfolio zum Nachweis von STI finden Sie im Internet.

Gut zu wissen: Auch Pathologien dürfen seit 1.10.2022 über die Abrechnungsziffer 32839 abrechnen.

Antibiotikaresistenzen sind auf dem Vormarsch. Aus diesem Grund ist heute mehr denn je ein verantwortungsvoller Umgang mit Antibiotika gefragt – durch gezielte Therapie auf der Grundlage einer eindeutigen Diagnose. Auch der Einsatz diagnostischer Tests auf STI sollte also stets sorgfältig abgewogen werden – und nur dort erfolgen, wo er auch einen klaren klinischen Nutzen verspricht.

Aufgrund der zunehmenden Resistenzproblematik spielen bei der Therapie von STI Antibiotika-Resistenztestungen im Vorfeld eine zunehmende Rolle.

Roche Antibiotikaresistenz-Tests bei STI-Erregern

Der ResistancePlus® GC Test detektiert neben Neisseria gonorrhoeae (NG) auch gleichzeitig Wildtyp- und Mutantensequenzen, die im Zusammenhang mit einer Ciprofloxacin Resistenz stehen.

Der ResistancePlus® MG Test ermöglicht die simultane Detektion von Mycoplasma genitalium (MG), sowie von fünf Azithromycin Resistenzmarkern.

Ob es gemäß der Vision der WHO gelingen wird, sexuell übertragbare Infektionen bis 2030 weltweit drastisch zu verringern, ist fraglich. Die dargestellten Verbesserungen in der Labordiagnostik stellen jedenfalls einen wichtigen Schritt in diese Richtung dar. Um den Vormarsch der STI deutlich aufzuhalten, sind jedoch weitere Maßnahmen nötig. Dazu gehören die breite und offene Kommunikation der Problematik sowie eine umfassende Aufklärung der Patient:innen.

Literatur

  1. WHO. Global Health Sector Strategies for 2022–2030

  2. Fenton KA und Lowndes CM: Recent trends in the epidemiology of sexually transmitted infections in the European Union. Sex Transm Infect 2004;80(4):255–263

  3. Desai S et al. Prevalence of Chlamydia trachomatis among young German adolescents, 2005–06.

    Sexual Health 2011;8:120–122

  4. Haar K et al.: Risk factors for Chlamydia trachomatis infection in adolescents: results from a representative population-based survey in Germany, 2003–2006. Euro Surveill 2013; 18(34). Epub 2013/08/31

  5. RKI 2015. Online verfügbar unter:

    www.rki.de/DE/Content/InfAZ/C/Chlamydia_trachomatis/Chlamydien-Laborsentinel.html;jsessionid=9AF766816C61EFD0E14E24AE9B966991.internet071. Zugriff am 8.1.2023

  6. KBV 2022. Online verfügbar unter: www.kbv.de/tools/ebm/html/32852_2904074258628960246816.html. Zugriff am 8.1.2023

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