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Um ältere Patient:innen angemessen zu behandeln und gleichzeitig gesundheitsbezogene Kosten zu optimieren, gibt es das Konzept der Value Based Healthcare (VBHC). Mit Blick auf den demografischen Wandel in Deutschland ist eine solche WERTvolle medizinische Versorgung heute wichtiger denn je.

Der finanzielle Druck auf das deutsche Gesundheitssystem wächst ständig. Fachkräftemangel, ineffiziente Klinikstrukturen, Ressourcenfehlverteilung und die hierzulande starre Trennung in ambulanten und stationären Sektor mit hohen stationären Fallzahlen gehören zu den Kostentreibern. Hinzu kommt eine älter werdende Gesellschaft, die einen erheblichen Anstieg chronischer Krankheiten wie Herzkreislauf-, ZNS-Erkrankungen, Diabetes mellitus oder Krebs mit sich bringt und den Druck auf das Gesundheitssystem zusätzlich erhöht.¹

Daher werden Stimmen nach alternativen medizinischen Versorgungsansätzen laut – Ansätze, die die Gesundheit und Lebensqualität der Patient:innen auf kosteneffiziente Art und Weise verbessern können. Aktuell ist unser Gesundheitssystem vielfach weit von einer solchen werteorientierten Leistungserbringung entfernt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) schätzen, dass etwa 30% der im Gesundheitswesen ausgegebenen Ressourcen für vermeidbare Komplikationen, unnötige Behandlungen oder administrative Ineffizienzen ausgegeben werden.² Ein weiteres zentrales Problem besteht darin, dass verschiedene Gesundheitsanbieter sich in Bezug auf die Methoden und Ergebnisse medizinischer Leistungen unterscheiden. Dies führt dazu, dass die Qualität der Versorgung und die erzielten Outcomes stark variieren.

Ein Konzept, das dieser Situation entgegensteuert, ist "Value Based Healthcare" (VBHC). Der Begriff wurde maßgeblich durch das 2006 veröffentlichte Werk “Redefining Health Care Creating Value-Based Competition on Results” von Michael E. Porter und Elizabeth Teisberg, geprägt. VBHC beurteilt den messbaren Nutzen der Gesundheitsversorgung als Outcome im Verhältnis zu den Kosten.³ So nutzt der VBHC-Ansatz sogenannte „Patienten-Reported Outcome Measures“ (PROMs). Das ist ein Maßstab, der bei der Bewertung der Outcomes in der Therapie bestimmter Krankheiten nicht nur klinische Parameter wie Mortalitätsraten, Komplikationen und Rückfallquote, sondern zusätzlich auch die Patient:innenperspektive – Schmerzwahrnehmung, Funktionalität, und gesundheitsbezogene Lebensqualität aus Sicht der Patient:innen – einschließt und so die für Patient:innen wichtigsten Gesundheitsergebnisse quantifiziert.

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Neue, wertebasierte Gesundheitskonzepte werden auch deshalb dringend benötigt, weil unsere Gesellschaft immer älter wird. Alte Menschen stellen besondere Herausforderungen an die Medizin, sind oft multimorbide und ihre Krankheitsgeschichte ist komplex. Nicht selten leiden die Patient:innen gleichzeitig unter mehreren chronischen Erkrankungen wie Diabetes mellitus, kardiologischen oder neurologischen Krankheiten. Dies führt zu einem kontinuierlichen Anstieg der Gesundheitsausgaben im Trend. Gleichzeitig sinkt der Anteil der Erwerbstätigen, der die dafür notwendigen Finanzmittel erwirtschaftet.

Daher fordern Fachleute zunehmend im Sinne einer wertebasierten Gesundheitsversorgung eine engere Zusammenarbeit zwischen Fachärzt:innen, Praxen und Kliniken sowie den Ausbau altersmedizinisch spezialisierter Versorgungseinrichtungen.⁴ Auch wenn die Kostenwirksamkeit solcher Institutionen noch nicht umfassend untersucht ist, liegt die Vermutung nahe, dass sie helfen würden, das Wachstum der Gesundheitskosten einzudämmen.

Ein wichtiger Schritt zu einer WERTvolleren Patient:innenversorgung in Deutschland ist die Einrichtung sektorenübergreifender Versorger („Level Ii-Krankenhäuser“) im Rahmen der DRG Krankenhausreform 2023. Sie zielt darauf ab, eine bedarfsgerechte Krankenhausplanung der Länder mit einer neuen Vergütungssystematik zu verknüpfen, wodurch die Kliniken deutlich weniger leistungs- und mengenabhängig wirtschaften können. Teil dieser Reform sind die so genannte „Level Ii-Krankenhäuser“. Sie stellen ein Bindeglied zwischen stationärer Grundversorgung, ambulant-fachärztlicher Versorgung und medizinisch-pflegerischen Leistungen dar. Damit können sie zu einer nachhaltigen Stabilisierung der Krankenhausversorgung und -vergütung beitragen. (Quelle ).

Bei älteren Menschen ist das Spektrum an akuten und chronischen kardiologischen Erkrankungen, die eine langfristige und damit kostenintensive Behandlung und Überwachung notwendig machen, besonders groß. Herz-Kreislauferkrankungen waren laut WHO allein 2017 für etwa 17,8 Millionen Todesfälle – das sind ungefähr 32% aller Verstorbenen – verantwortlich.⁵ Die Europäische Gesellschaft für Kardiologie empfiehlt daher den Einsatz von PROMs sowohl für die Forschung als auch für die klinische Praxis.⁶

Das kontinuierliche und ausreichend häufige Sammeln von PROMs bei der Behandlung von Menschen mit kardiovaskulären Erkrankungen kann helfen, ein Fortschreiten der Erkrankung anzuzeigen und Nebenwirkungen oder andere unvorhersehbare Probleme im Zusammenhang mit der Therapie frühzeitig zu erkennen, wie Studiendaten zeigen.⁷

Eine weitere Studie aus dem Jahr 2014 hatte ergeben, dass eine hohe Lebensqualität für ältere Menschen mit Herzinsuffizienz ein besonders wichtiges und motivierendes Therapieziel ist, wichtiger noch als der Effekt der Lebensverlängerung.⁸ Dennoch werden in den Leitlinien heute noch überwiegend Therapien empfohlen, die sich als wirksam bei der Reduktion der Sterblichkeit, der Verbesserung der Hospitalisierungsrate oder bestimmter Surrogat-Marker wie der Ejektionsfraktion erwiesen haben.⁹ Im Rahmen der VBHC stellen PROMs sicher, dass die Stimme der Patient:innen bei der Beurteilung von Therapien einbezogen wird. Im Rahmen der VBHC stellen PROMs sicher, dass die Stimme der Patient:innen bei der Beurteilung von Therapien einbezogen wird und somit in die Therapieentscheidung einfließt. So kann nicht nur das Leben der Betroffenen mit ihrer chronischen Erkrankung verbessert, sondern gleichzeitig auch die kardiovaskuläre Forschung unterstützt werden.

Es gibt inzwischen noch eine Reihe weiterer erfolgversprechender wertebasierter Gesundheitskonzepte. Dazu gehören auch die VBHC Gedächtnisambulanzen. Sie stellen ein Leuchtturmprojekt in der werteorientierten Versorgung von Demenzpatient:innen dar, über das wir in einer der nächsten Ausgabe von Diagnostik im Dialog berichten wollen. Schauen Sie vorbei!

Referenzen

  1. Regierungskommission. Dritte Stellungnahme und Empfehlung der Regierungskommission für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung. Online verfügbar unter: . Zugriff am 6.11.2023.

  2. EIT Health 2020. Implementing Value Based Healthcare in Europe. Handbook for Pioneers. Online verfügbar unter: . Zugriff am 6.11.2023.

  3. TU Berlin, VBHC Seminar 2021: Value Based Healthcare in Deutschland. Online verfügbar unter: . Zugriff am 6.11.2023.

  4. Püllen R und Nikolaus T. Versorgung Älterer Patienten: Plädoyer für die Altersmedizin. Dtsch Arztebl 2011; 108(30): A-1622 / B-1378 / C-1374

  5. WHO 2021. Fact Sheet Cardiovascular Diseases. Online verfügbar unter: . Zugriff am 7.11.2023.

  6. Anker S. et al. The importance of patient-reported outcomes: a call for their comprehensive integration in cardiovascular clinical trials. European Heart Journal, Volume 35, Issue 30, 7 August 2014, Pages 2001–2009,

  7. Thomas M. et al., Association of Changes in Heart Failure Treatment With Patients’ Health Status. JACC: Heart Failure. 2019;7(7):615-625

  8. Kraai IH, Vermeulen KM, Luttik ML, Hoekstra T, Jaarsma T, Hillege HL., Preferences of heart failure patients in daily clinical practice: quality of life or longevity? Eur J Heart Fail. 2013; 15:1113–1121. doi: 10.1093/eurjhf/hft071.Journal. 2014;35(30):2001-2009.

  9. Heartbeat Whitepapaer: PROMs in Cardiology. Online verfügbar unter: . Zugriff am 6.11.2023.

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