Gastrointestinale Infektionen machen in Deutschland etwa 60% aller meldepflichtigen Infektionskrankheiten aus: Damit zählen sie wahrscheinlich zu den häufigsten gastroenterologischen Erkrankungen. Gastrointestinale Infektionen werden durch virale, bakterielle und parasitäre Erreger ausgelöst.¹

Anhand einer Studie errechnete man, dass in Deutschland pro Jahr etwa 65 Millionen Episoden einer Durchfallerkrankung meist infektiöser Genese auftreten. Die meisten Fälle können ambulant  behandelt werden. Gleichzeitig stellte man eine steigende Anzahl von Infektionen mit schwerwiegendem Verlauf fest, die eine stationäre Aufnahme der Erkrankten erforderten. Die akute Gastroenteritis zählt zu den häufigsten meldepflichtigen Infektionskrankheiten und gilt laut WHO zu den fünf häufigsten Todesursachen.¹

In diesem Beitrag erfahren Sie unter anderem, was gastrointestinale Infektionen sind, welche am häufigsten vorkommen, wodurch sie ausgelöst werden, welche Symptome sie auslösen und wie sie behandelt werden.

Gastrointestinale Infektionen sind Infektionskrankheiten, die medizinisch Gastroenteritis genannt werden. Sie wird durch bestimmte Viren, Bakterien oder Parasiten ausgelöst und bewirkt eine Entzündung des Magen-Darm-Traktes – genauer gesagt, des Magens, des Dickdarms und des Dünndarms.² 

Diese Viren, Bakterien und Parasiten dringen  in der Regel durch den Verzehr von kontaminierten Lebensmitteln oder Wasser, den direkten Kontakt mit infektiösen Substanzen oder Personen oder durch die Exposition gegenüber infektiösen Keimen in den menschlichen Körper ein. 

Durchfallerkrankungen sind in der Gesundheitspflege  ein großes Problem: Sie verursachen weltweit zirka 2 Milliarden Gastroenteritisfälle. Eine Diarrhoe stellt die zweithäufigste Todesursache bei Kindern dar, die unter 5 Jahre alt sind. Häufig sind gastrointestinale Infektionen selbstlimitierend und innerhalb von nur wenigen Tagen überstanden. Bei Neugeborenen, Kleinkindern, Patientinnen und Patienten mit geschwächtem Immunsystem sowie bei älteren Menschen können gastrointestinale Infektionen einen schweren Verlauf annehmen.²

Zu den häufigsten gastrointestinalen Infektionen gehören Durchfallerkrankungen wie Salmonellose, Campylobacteriose, Shigellose und E.coli-Infektionen.

Eine Salmonellose, auch Salmonelleninfektion genannt, wird durch Salmonellen hervorgerufen. Diese sind geschmacks-, geruchlos und für das menschliche Auge nicht sichtbar. Sie können bei Menschen Magen-Darm-Erkrankungen mit schwerem Verlauf auslösen. Salmonellen zählen zu der Art von Bakterien, die am häufigsten in oder auf Lebensmitteln vorkommen. Nimmt man die Bakterien beim Verzehr von Essen oder beim Trinken zum Beispiel von kontaminiertem Wasser auf, können sie im Magen-Darm-Trakt eine Salmonellose verursachen. 

Ist dies der Fall, können diese Symptome bereits nach Stunden eintreten. Manchmal dauert es aber Tage, bis folgende Beschwerden auftreten:

  • plötzlicher Durchfall

  • Kopf- und Bauchschmerzen

  • allgemeines Unwohlsein

  • Erbrechen 

  • Fieber 

Zur Diagnose einer Salmonellose wird im Labor eine Stuhlprobe der erkrankten Personen untersucht. 

Nach § 6 und § 7 des ist eine Salmonellose meldepflichtig. Für Menschen, die in der Lebensmittelindustrie arbeiten, oder im Fall, dass mehrere Personen gleichzeitig erkrankt sind, wird schon ein Verdacht auf Salmonellose dem zuständigen Gesundheitsamt gemeldet. Dieses kann eine Isolation der erkrankten Personen anordnen und gegebenenfalls Maßnahmen treffen, um eine Ausbreitung der gastrointestinalen Infektion zu vermeiden.

Bei der Campylobacteriose handelt es sich um eine ansteckende Durchfallerkrankung, die durch verunreinigte Lebensmittel verursacht wird. Häufig klingen die Durchfälle binnen weniger Tage von allein wieder ab. Aber: Bei Säuglingen und Kleinkindern sowie älteren Menschen können Flüssigkeits- und Salzverluste entstehen, die lebensgefährlich sind. Eine Infektion erfolgt normalerweise über Lebensmittel tierischen Ursprungs wie zum Beispiel Hühnerfleisch, Rohwurst und Rohmilch, welche mit  Darmkeimen belastet sind.

Typische Symptome sind:

  • Bauchschmerzen und -krämpfe

  • breiartige bis wässerige, in manchen Fällen sogar blutige Durchfälle

  • Übelkeit

  • Erbrechen

Eine Camplyobachteriose dauert zirka eine Woche, manchmal aber auch länger. Bei vielen Menschen treten trotz einer Infektion aber keine Symptome auf.

Ärztinnen und Ärzte können das Bakterium während der akuten Durchfallerkrankung mit Hilfe einer frischen Stuhlprobe im Labor direkt nachweisen oder in einer Bakterienkultur vermehren. So kann man auch prüfen, gegen welche Antibiotika das Bakterium möglicherweise resistent ist.

Nach § 7 IfSG ist der Nachweis von darmpathogenen Campylobacter-Spezies dann meldepflichtig, wenn eine akute Infektion angenommen wird. Laut § 6 IfSG sind sowohl der Krankheitsverdacht als auch die Erkrankung meldepflichtig, wenn die betroffene Person eine Berufstätigkeit nach § 42 IfSG ausübt.⁵

Bei einer Shigellose handelt es sich um eine gastrointestinale Infektion, die durch gramnegative Shigella sp. ausgelöst wird.

Als Symptome treten auf:

  • Erbrechen

  • Fieber

  • Übelkeit

  • Tenesmus (schmerzhafter Stuhldrang)

  • (meist) blutiger Durchfall

Bei einer Shigellose erfolgt die Verdachtsdiagnose klinisch und die Bestätigung durch Stuhlkulturen. Bei leichten Infektionen erfolgt die Behandlung supportiv – meist mit einer Rehydrierung. Das heißt, eine therapeutische Gabe von Wasser beziehungsweise wasserhaltigen Lösungen. Sie hat das Ziel, bei der Patientin oder beim Patienten eine positive Flüssigkeitsbilanz zu erreichen. Bei Erkrankten mit mittleren oder schweren Verläufen behandelt man die Infektion mit Antibiotika wie zum Beispiel Azithromycin oder Ciprofloxacin. 

Infektionen mit Shigellen sind in Deutschland meldepflichtig.⁷

Beim Escherichia coli handelt es sich um ein gramnegatives Bakterium, das im Dickdarm des Menschen natürlicherweise vorkommt. Alle Stämme verursachen Infektionen, bestimmte lösen Durchfall aus – vorausgesetzt, sie dringen in sterile Stellen wie zum Beispiel die Harnwege ein. 

Typische Symptome sind:

  • Harnwegsinfektionen

  • Darminfektionen

  • Invasive Infektionen

  • Infektionen an anderen Körperstellen 

Zur Diagnose einer Escheria coli-Infektion werden Blut, Stuhl sowie  andere klinische Materialien für eine Erregerkultur eingesandt. Besteht der Verdacht auf einen enterohämorrhagischen Stamm, muss das untersuchende Labor informiert werden, weil zum Nachweis spezielle Kulturmedien erforderlich sind.

Infektionen werden je nach Infektionsstelle und Empfindlichkeitsprüfung mit unterschiedlichen Antibiotika behandelt.

E. coli-Infektionen sind schon bei Verdacht beim Gesundheitsamt meldepflichtig.⁹

Die Prävention von gastrointestinale Infektionen umfasst Maßnahmen wie eine gute Hygiene, einschließlich regelmäßigem Händewaschen, ausreichend langes Kochen von Lebensmitteln, dem Vermeiden des Verzehrs von rohem oder unzureichend gekochtem Fleisch und Geflügel, Trinken von sauberem Wasser und dem Vermeiden von direktem Kontakt mit infektiösen Personen oder Substanzen.

Die Behandlung von gastrointestinalen Infektionen hängt von der Infektionsursache ab. Virale und bakterielle Infektionen sind oft selbstlimitierend und klingen in den meisten Fällen nach wenigen Tagen ohne spezifische Behandlung wieder ab. Haben die Infektionen aber einen parasitären Hintergrund oder hat die Person ein schwächeres Immunsystem, kann eine gezielte Therapie erforderlich werden. Hier gibt es unterschiedliche in der Praxis bewährte Ansätze:

Bei Durchfall und Erbrechen verliert der Körper Flüssigkeiten und Elektrolyte. Dieser Vorgang kann zur Dehydrierung führen. Hier gilt es, den Flüssigkeits- und Elektrolytverlusten  insbesondere bei Kindern, älteren Menschen oder immungeschwächten Personen zum Beispiel auszugleichen. Rehydratisierungslösungen wie orale Rehydratationslösungen (ORS) oder intravenöse Flüssigkeiten mit ausreichenden Mengen an Salzen können verwendet werden, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen.

Bei bakteriellen Infektionen kann die Einnahme von Antibiotika verordnet  werden, damit die Vermehrung und Ausbreitung der krankheitserregenden Bakterien verhindert werden. Die Auswahl des geeigneten Antibiotikums seitens der behandelnden Ärztin oder des behandelnden Arztes hängt von der identifizierten Bakterienart und deren Empfindlichkeit beziehungsweise Resistenz gegenüber bestimmten Antibiotika ab.

Durch Parasiten ausgelöste Infektionen können mit speziellen antiparasitären Medikamenten behandelt werden. Diese zielen darauf ab, die Parasiten im Körper zu töten.

Durch eine angemessene Prävention und Behandlung kann jedoch die Ausbreitung der Infektionen reduziert und die damit verbundenen Komplikationen minimiert werden.

Um Beschwerden wie zum Beispiel Durchfall, Erbrechen, Übelkeit und Bauchschmerzen zu lindern, können symptomatische Medikamente verschrieben werden. So können zum Beispiel Antiemetika Übelkeit und Erbrechen reduzieren, während Antidiarrhoika die Diarrhoe in den Griff bekommen können.

Ausreichende Ruhe, eine ausgewogene Ernährung und sorgfältig  sowie  regelmäßig durchgeführte  Hygienemaßnahmen  sind wichtig, um den Körper beim Genesungsprozess  zu unterstützen.

Durch ausreichende Präventionsmaßnahmen und angemessene Behandlung kann die Ausbreitung der gastrointestinalen Infektionen reduziert und die damit verbundenen Komplikationen minimiert werden.

Gastro Viren Panel RUO*

  • Noroviren

  • Rotaviren

  • Adenoviren

  • Astroviren

Gastro Bakterien Panel RUO*

  • Campylobacter

  • Salmonellen

  • Shigellen

  • Yersinia enterocolitica

Gastro Bakterien Panel 2 RUO*

  • EHEC

  • EPEC

Gastro Parasiten Panel RUO*

  • Cryptosporidium spp.

  • Entamoeba histolytica

  • Giardia duodenalis

  • Strongyloides spp.

* RUO: Research Use Only, nicht für diagnostische Zwecke zu verwenden.

Referenzen

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