Stichwort virale Gastroenteritis: Die häufigste Ursache einer akuten Gastroenteritis sind Viren. Dabei sind Rotaviren bei Säuglingen sowie Kleinkindern die Haupterreger, Noroviren bei Kleinkindern und allen anderen Altersgruppen die Haupterreger. In diesem Beitrag geben wir Ihnen eine Begriffsdefinition sowie eine Übersicht über die wichtigsten Erreger, Informationen über Symptome, Krankheitsverlauf, Präventionsmaßnahmen und Therapie.

Die Gastroenteritis zählt mit geschätzt vier bis sechs Millionen Todesfällen pro Jahr zu den häufigsten Todesursachen weltweit. In den USA kommen etwa 200.000 Kinder pro Jahr mit einer akuten Gastroenteritis in stationäre Behandlung, in Australien zirka 22.000.¹

Die virale Gastroenteritis ist eine Infektion des Magen-Darm-Trakts, die durch bestimmte Viren verursacht wird. Gewöhnlicherweise wird sie durch den engen Kontakt mit einer infizierten Person oder durch den Verzehr von kontaminierten Lebensmitteln oder Wasser übertragen.

Die Viren, die am häufigsten eine virale Gastroenteritis verursachen, sind:¹

Noroviren wurden erstmals 1972 entdeckt. Sie zählen zur Familie der Caliciviridae.  Noroviren zeichnen sich durch eine starke Genomvariabilität aus. Sie sind weltweit verbreitet und für einen Großteil der nicht bakteriell bedingten Gastroenteritiden (bei Kindern zirka 30 % und bei Erwachsenen von bis zu 50 %) verantwortlich.

Besonders häufig sind Kinder im Alter von unter 5 Jahren sowie ältere Personen, die über 70 Jahre alt sind, betroffen. Noroviren stellen nach Rotaviren bei Säuglingen und Kleinkindern die zweithäufigste Ursache von akuten Gastroenteritiden dar.

Infektionen mit Noroviren treten über das ganze Jahr verteilt auf, ihr saisonaler Höhepunkt ist in den Monaten von Oktober bis März zu beobachten. Der Verdacht auf die Erkrankung an Noroviren-Infektionen sind gemäß § 6 Abs. 1 Nr. 2 IfSG meldepflichtig.²

Noroviren gelten als höchst ansteckend. Das heißt, dass Noroviren-Infektionen zu den übertragbarsten sowie ansteckendsten Erkrankungen zählen.³

Rotaviren zählen zur Familie der Reoviridae. Hierbei handelt es sich um nicht umhüllte Viruspartikel mit einem Durchmesser von etwa 75 nm. Sie sind strukturell dreischichtig und bestehen aus einem äußeren und einem inneren Kapsid sowie einer Core-Schale.

Rotaviren stellen die häufigste Ursache von viralen Darminfektionen bei Kindern in den westlichen Industrieländern dar. Am häufigsten erkranken Säuglinge und Kinder in den westlichen Industrieländern im Alter von 6 Monaten bis zu 2 Jahren. Der Grund dafür liegt an der bei ihnen noch fehlenden Immunität, die sich erst im Laufe der ersten Lebensjahre durch wiederholte Rotavirusinfektionen entwickelt.

Rotaviren stellen bei Neugeborenen und Kleinkindern die Hauptursache für nosokomiale Darminfektionen dar. Die Erkrankung tritt saisonal gehäuft auf und hat ihren Höhepunkt in den Monaten Februar bis April.

Bei Erwachsenen kommen Erkrankungen – meist mit einem milden Verlauf – vor allem als Reisediarrhö, bei Eltern von erkrankten Kindern oder im Rahmen von Ausbrüchen in Altenheimen vor. Bei Personen mit einem Alter von über 60 Jahren steigt die Häufigkeit des Auftretens der Erkrankung.

Im Januar 2001 wurde mit dem Inkrafttreten des IfSG 2001 in Deutschland die Meldepflicht für Rotavirusinfektionen offiziell eingeführt.

Adenoviren zählen zu den Adenoviridae. Hierbei handelt es sich um unbehüllte doppelsträngige DNA-Viren, die einen Durchmesser von etwa 90–100 nm haben. Adenoviren bestehen aus einem Proteinkapsid, welches typ- und  gruppenspezifische Antigene enthält. Adenoviren sind sehr umweltresistent und bei Zimmertemperatur u. U. über Wochen infektiös.

Adenoviren und aus ihnen resultierende Infektionen kommen  weltweit vor, wobei.saisonale Häufungen nicht erkennbar sind. Insbesondere in gemeinschaftlichen Einrichtungen kommt es öfter zu örtlich gehäuftem Auftreten – bis hin zu kleinen Epidemien.

Die zahlreichen Adenoviren-Typen können unterschiedliche Organe des Menschen infizieren, unter anderem den Darm-Trakt, Lunge oder Auge. Gemäß IfSG beschränkt sich die Meldepflicht auf den Nachweis aus dem Konjunktivalabstrich des Auges, wodurch man die epidemische Keratokonjunktivitis erfasst.

Astroviren wurden 1975 entdeckt. Das Astrovirus ist ein ubiquitär verbreitetes RNA-Virus, das aus der Familie Astroviridae stammt. Die kleinen Virionen haben einen Durchmesser von 28–30 nm, besitzen keine Lipoproteinhülle und verfügen über eine sternartige Oberflächenstruktur. Astroviren enthalten ein einzelsträngiges RNA-Genom von 6,8 kb bis 7,9 kb mit Plusstrang-(RNA-)Polarität. Es wird zur Baltimore-Gruppe IV gezählt.⁶

Astroviren stellen nach Noro-, Rota- und Adenoviren die vierthäufigste Ursache für nicht-bakterielle Durchfallerkrankungen im Kindesalter dar. Auch ältere Menschen  sowie Patienten mit geschwächtem Immunsystem sind häufig betroffen.⁷

Die häufigsten Symptome bei einer durch Noroviren ausgelösten viralen Gastroenteritis sind plötzlicher Durchfall, Übelkeit sowie schwallartiges Erbrechen. Hinzu kommen Bauch- und Muskelschmerzen, gelegentlich in Verbindung mit Fieber und Kopfschmerzen. 

Erbrechen und Durchfall können zu einem Flüssigkeitsmangel im Körper führen. Dieser macht sich durch ein ausgeprägtes Schwächegefühl oder Schwindel bemerkbar. In der Regel klingen die Beschwerden nach ein bis zwei Tagen ab.

Die häufigsten Symptome bei einer durch Rotaviren verursachten viralen Gastroenteritis sind plötzlich einsetzender wässriger Durchfall, Erbrechen sowie Bauchschmerzen. Häufig leidet die infizierte Person an leichtem Fieber und Husten sowie Schnupfen. Die Beschwerden bestehen üblicherweise über zwei bis sechs Tage und klingen anschließend von alleine ab.

Nimmt die Erkrankung einen schweren Verlauf, verlieren die erkrankten Personen durch Erbrechen und Durchfall schnell an Körperflüssigkeit. Infolgedessen können Schwindel und Kreislaufprobleme auftreten. Es gilt, den Flüssigkeitsverlust auszugleichen, weil ansonsten der Zustand lebensbedrohlich werden kann.

Hauptsymptom einer durch enteristische Adenoviren ausgelösten viralen Gastroenteritis sind Durchfall (Diarrhö) und in seltenen Fällen auch Fieber und Erbrechen. Die Diarrhö kann bis zu zehn Tagen lang andauern und klingt in der Regel von alleine ab. Selten ist bei den Erkrankten eine Dehydrierung zu beobachten.

Infektionen mit enteristischen Adenoviren kommen über das ganze Jahr hinweg vor. Sie betreffen überwiegend Säuglinge und Kleinkinder. Bei Jugendlichen und Erwachsenen sind Erkrankungen durch Infektionen mit enteristischen Adenoviren seltener.¹¹

Eine virale Gastroenteritis, die durch Adenoviren ausgelöst wird, kann aber auch die Augen der Erkrankten in Mitleidenschaft ziehen:Am Anfang einer durch Adenoviren ausgelösten viralen Augenbindehaut- und Augenhornhautentzündung (Keratokonjunktivitis epidemica)erscheint auf einem der beiden Augen eine Rötung, auf die eine Schwellung der Augenbindehaut folgt. Erkrankte beklagen im Auge ein Fremdkörpergefühl , es juckt, tränt und reagiert lichtempfindlich. In vielen Fällen treten auch eine Augenlidschwellung sowie eine Vergrößerung der Lymphknoten vor dem Ohr auf. Manchmal kann die Infektion zirka nach einer Woche auf die Hornhaut des Auges übergehen.

In den häufigsten Fällen klingt die Bindehautentzündung meistens von selbst wieder ab, wobei leichte Hornhauttrübungen eventuell noch einige Zeit bestehen bleiben. Üblicherweise heilen Augenbindehaut- und Hornhautentzündung vollständig und folgenlos aus. Nur in seltenen Fällen verschlechtert sich das Sehvermögen der erkrankten Person dauerhaft.

Die Symptome der viralen Gastroenteritis durch Adenoviren sind sehr ähnlich einer Rotavirus-Infektion. Auch hier gilt es, den Flüssigkeitsverlust auszugleichen, um einen lebensbedrohlichen Zustand abzuwenden.

Infolge einer durch Astroviren ausgelösten viralen Gastroenteritis können zwei bis drei Tage lang anhaltende Durchfälle mit leichtem Fieber sowie häufigem Erbrechen und abdominalen Schmerzen auftreten. Auch längere Verläufe mit einer Dauer von bis zu sechs Wochen und eine prolongierte Ausscheidung nach der Genesung kommen vor.

Bei Kleinkindern werden ebenfalls schwere Verläufe mit Bedarf einer intravenösen Zufuhr von Wasser- und Salzlösungen beobachtet. Insgesamt zeigt sich bei einer durch Astroviren verursachten Gastroenteritis ein milderer Verlauf als bei einer durch Rotavirus-Infektion.

Die meisten viralen Gastroenteriden sind selbstlimitierend und heilen innerhalb weniger Tage von selbst aus. Es ist jedoch wichtig, ausreichend Flüssigkeit und Elektrolyte zu sich zu nehmen, um einer Dehydrierung des Körpers vorzubeugen beziehungsweise diese – falls sie bereits eingetreten ist – zu rehydrieren. In einigen Fällen, insbesondere bei Säuglingen, älteren Menschen oder immungeschwächten Personen, können schwere Verläufe mit Komplikationen auftreten, die eine medizinische Behandlung erfordern.

Durch geeignete Hygienemaßnahmen wie zum Beispiel gründliches und regelmäßiges Händewaschen kann das Risiko einer viralen Gastroenteritis und die damit verbundenen Komplikationen minimiert werden. Weitere Präventionsmaßnahmen, um eine virale Gastroenteritis zu vermeiden, sind zum Beispiel das ausreichende Reinigen und genügend langes Kochen von Lebensmitteln und das Trinken von nicht kontaminiertem Wasser.

Durch ausreichende und regelmäßige Hygiene- beziehungsweise Präventionsmaßnahmen sowie angemessene Behandlung kann die Verbreitung viralen Gastroenteritiden eingeschränkt und die damit verbundenen Komplikationen auf ein Minimum reduziert werden.

Referenzen

  1. Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. 2016 : 513–517. German. doi: 10.1007/978-3-662-48678-8_65

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