Am 14. November jeden Jahres ist Weltdiabetestag. Dauerhaft erhöhte Blutzuckerwerte bei Diabetes beschleunigen verschiedene Folgeerkrankungen, unter anderem auch Erkrankungen an den Augen. Diabetesberaterin Diana Droßel appelliert daher regelmäßig augenärztliche Vorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen, denn eine diabetische Netzhauterkrankung entwickelt sich anfänglich beschwerdefrei und unbemerkt sowohl bei Typ-1 als auch bei Typ-2-Diabetes. Dabei kommt es zu Verschlüssen oder Aussackungen der kleinen Gefäße in der Makula (Netzhaut) - mit Einblutungen und Bildung von Ödemen (Flüssigkeitsansammlungen).

Seit über 60 Jahren ist Diana Droßel selbst Typ 1 Diabetikerin und zudem seit 39 Jahren erblindet. Auch wenn ihre eigene Erblindung nicht primär mit Diabetes im Zusammenhang steht, so ist es ihr ein besonderes Anliegen, auf diabetische Folgeerkrankungen aufmerksam zu machen.

“Wenn Menschen eine Diabetes-Diagnose gestellt bekommen, dann erfahren sie in einer Schulung viel über die Behandlungsmöglichkeiten ihrer Erkrankung und daraus resultierenden Folgeschäden. Doch oft wird verschwiegen oder verdrängt, dass Augen durch Diabetes geschädigt werden oder gar eine Erblindung eintreten kann. Dieses Thema ist mit Angst besetzt”, sagt Diana Droßel. Sie engagiert sich nicht nur im deutschsprachigen Selbsthilfebereich in verschiedenen Selbsthilfeorganisationen, sie ist auch bei diabetesDE - Deutsche Diabetes Hilfe e.V. stellvertretende Vorsitzende.

“Das Thema Angst spielt in der Vorsorge eine große Rolle: Viele Betroffene meiden deshalb den Weg zum Augenarzt. Unterstützt werden sie durch die Tatsache, dass Termine schwer zu bekommen sind, man muss lange warten und man verschiebt den Termin dann gern nochmal – denn die Angst ist riesig groß, etwas am Auge zu haben.

“Was ich mir im Gesundheitsbereich wünschen würde: Mehr das Menschliche zu betonen, Behandler müssen lernen, Patienten zu motivieren und ihnen die Ängste zu nehmen, wenn es ums Thema Augenerkrankungen und Diabetes geht. Oft ist mit Diabetes ein Stigma verbunden, das auf vielen Diabetikern lastet - ‘Du bist ja selbst schuld an Deiner Erkrankung’ - das wiegt schwer. Gerade deshalb braucht es ein besonderes Vertrauensverhältnis zu Patienten, um die Motivation zu erzeugen, sich mit allen Folgeerkrankungen des Diabetes zu beschäftigen und offen zu sein für das Diabetesselbstmanagement. Ich denke, dass die Ärzteschaft durch die Digitalisierung idealerweise eine Entlastung in ihren Arbeitsbereichen erfahren und die freiwerdenden Kapazitäten nutzen, um stärker mit dem Menschen die sprechende Medizin zu praktizieren. Der Mensch und das Miteinander müssen im Mittelpunkt stehen, damit Vertrauen entsteht. Dadurch sind von Diabetes Betroffene noch stärker motivierbar, ihr Leben und den Diabetes zu managen!”

“Ich selbst bin seit 39 Jahren blind. Zu Beginn bin ich in ein dunkles Loch gestürzt. Allein der Gedanke, dass ich im Frühling das Erwachen der Natur und den Sonnenaufgang nicht sehen kann, war belastend. Diesen Gedanken habe ich heute nicht mehr und ich erlebe den Frühling mit allen meinen anderen Sinnen ganz natürlich. Ich bin innerhalb eines Jahres erblindet. Ich hatte das Glück, während der Zeit der Erblindung zu einer Umschulung in das Berufsförderungswerk für Sehbehinderte nach Düren (BFW) zu kommen. Dort traf ich auf über 200 blinde Menschen, die in meiner Wahrnehmung alle glücklich schienen. Ich dachte mir: Irgendwie scheint das Leben doch weiterzugehen. Ich fand die Kraft zu sagen: Man darf sich nicht aufgeben, das Leben geht weiter und es wird nicht immer leicht, aber es wird trotzdem glücklich sein. Im BFW habe ich für mich gelernt und ich habe an Wissen und blindentechnischen Fertigkeiten alles mitgenommen, was mitzunehmen war. Und dieses Wissen gebe ich an Menschen mit Diabetes, die Ärzteschaft und die Gesundheitsindustrie weiter. Ich sensibilisiere für das Thema Diabetes und Folgeerkrankungen am Auge, damit niemand seinem Schicksal überlassen wird.”

“Bei der Motivation von Menschen braucht es viel Feingefühl. Ich erinnere mich an einen älteren Herrn, der mich angerufen hat und todunglücklich war, weil sich seine Sehkraft stark verschlechterte aufgrund der diabetischen Netzhauterkrankung (Retinopathie). Für ihn und seine Frau schien das Leben ohne zu sehen nicht möglich zu sein. Ich fragte ihn, was sein Wunsch, sein Traum sei: Eine Schiffsreise! Also habe ich ihm Mut gemacht und erzählt, was er alles auf einer Schiffsreise erleben, spüren, riechen, fühlen, hören, erfahren und kennenlernen kann. Die Schiffsreise hat er dann mit seiner Frau unternommen und beide haben sich für den neuen Lebensmut bedankt. Was ich damit sagen will: den Weg zu weisen, dass man trotzdem noch Freude für etwas aufbringen kann, das ermutigt Menschen. Dann sind sie auch bereit, die Schockstarre zu überwinden und sich dem Leben und dem Diabetesselbstmanagement wieder intensiver zu widmen. Diabetes ist in einer Situation, in der man sein Augenlicht verliert oder es immer schlechter wird, erst einmal Nebensache.

Ich erlebe aber auch die andere Seite: Die Diabetestherapie ist unbeachtet lange Zeit aus dem Ruder gelaufen, dies wird dem Betroffenen nach der Augenuntersuchung bewusst und er will direkt von ganz hohen, auf „normgerechte“ Blutzuckerwerte kommen, und dann wird das Augenlicht ganz schnell noch viel schlechter, da der zu schnell gesenkte Blutzucker ein Schock für die Gefäße der Augen ist. Meine Empfehlung: ab der Entdeckung des Diabetes regelmäßig augenärztliche Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen, damit man frühzeitig erkennt, wenn etwas am Auge passiert - denn es gibt heutzutage so viele Möglichkeiten, das Augenlicht zu erhalten.”

Studien zufolge werden diabetische Netzhautschädigung bei jedem dritten von Diabetes Betroffenen festgestellt. Bereits seit über 40 Jahren setzt sich Roche dafür ein, die Versorgung von Menschen mit Diabetes zu verbessern. Von der klassischen Blutzuckermessung über die Insulintherapie bis zur digitalen Dokumentation von relevanten Therapiedaten steht dabei die individuelle Unterstützung von Menschen mit Diabetes und ihren Behandlern im Mittelpunkt. In der Forschung fokussiert sich Roche insbesondere auf Erkrankungen der Retina – wie zum Beispiel beim diabetischen Makulaödem (DMÖ) und der altersabhängigen Makuladegeneration (AMD) – damit für Betroffene bald eine innovative und patientenfreundliche Therapie möglich wird.

Autor
Christian Busch
(Communications Manager)

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