Beitrag vom 12. Mai 2021

Jedes Jahr erkranken mehr als 67.000 Menschen an Brustkrebs. Doch obwohl die Krankheit so fest in unserer Gesellschaft verwurzelt ist, geht nicht jeder so offen mit dem Thema um wie Alexandra von Korff. Sie ist selbst Patientin, vor allem aber auch Aktivistin. Sie spricht aus, wovor manche zurückschrecken. Sie spendet Mut und macht Hoffnung. Und das nicht nur für andere Betroffene, sondern auch für Gesunde. Gegen die Krankheit und das Tabu bedient sie sich vor allem eines: Ihrer Lebensfreude.

Beim Einseifen unter der Dusche fiel es ihr auf einmal auf. Woher kam dieser seltsame Knoten in der Brust? Vielleicht eine Zyste? «Es hat sich angefühlt wie eine Kastanie, ein kleiner Kieselstein», beschreibt Alexandra von Korff den ersten Tumor, den sie durch Zufall an sich entdeckt hat. Ein ungutes Bauchgefühl lässt sie schließlich zum Frauenarzt gehen. Wenige Tage später die Diagnose: Triple-negativer Brustkrebs – eine besonders aggressive Form der Erkrankung. Das war im Jahr 2017. Seither ist viel passiert. Heute strahlt Alexandra von Korff. Sie sieht nicht krank aus. Im Gegenteil: Sie wirkt voller Energie und Leidenschaft. Das Einzige was äußerlich an ihre Krebserkrankung erinnert, sind die nach wie vor etwas kürzeren Haare. 

Körper im Ausnahmezustand  

«Ich habe vieles mitgemacht. Chemotherapie, Bestrahlung, Operation – das volle Programm», sagt sie. Und auch wenn man es ihr nicht ansieht: «Bis heute leide ich unter Krebs-Fatigue. Mein Körper ist in einer Art Burn-Out. Ich fühle eine bleiernde Müdigkeit, die sich auch durch ausreichend Schlaf nicht legt», erklärt sie weiter. «Viele Menschen denken, dass man nach Abschluss der Behandlung wieder in den Normalzustand zurückkehrt. Kann man nicht direkt wieder 100 Prozent leisten, kann das beispielsweise im Berufsleben zu neuen Herausforderungen führen».  Allerdings sei das nur eine von vielen falschen Erwartungen und Tabus, die sich um die Krankheit Krebs ranken. 

Patientin und Aktivistin Alexandra von Korff (Bild: Privat). 

Mut zur Offenheit
Alexandra von Korff möchte deshalb aufklären, ermutigen und Verständnis schaffen. «Die Diagnose Krebs ist nicht nur für die betroffene Person eine Herausforderung. Gleiches gilt für Angehörige, Freunde und Bekannte.», gibt Alexandra zu bedenken. Wie reagiert man angemessen? Schaut man lieber weg? Umgeht man das Thema? Wie kann man helfen – soll man überhaupt? Oft schwingen bei all diesen Fragen auch Angst und Wissen mit, dass es theoretisch jeden treffen könnte. «Jeder geht anders mit der Erkrankung um und das ist auch absolut richtig. Für mich hat es sich gut angefühlt, offen zu kommunizieren, dass ich jetzt erkrankt bin und behandelt werde». Getan hat sie das zunächst im kleineren Umfeld. Kindgerecht erklärte sie dem eigenen Nachwuchs, aber auch deren Freundinnen und Freunden im Kindergarten, warum ihr nun die Haare ausfallen. Anstatt zu schweigen, sucht sie in alltäglichen Situationen immer wieder proaktiv das Gespräch – und erklärt immer wieder selbstbewusst ihre Situation. 

Neue Ideen zum Erfahrungsaustausch

Gleichzeitig startet sie auch einen Blog und erreicht damit zahlreiche Brustkrebspatientinnen. Auch hier wieder mit dem Antrieb, Krebs aus der Tabuzone zu holen. «Niemand spricht gern über ein Thema, das so eng mit Leid verknüpft ist», meint Alexandra. «Für Patientinnen ist es aber wichtig, von anderen Erfahrungen zu lernen und auch die unangenehmen Themen anzusprechen», fügt sie hinzu. In der Reha kam ihr dann die Idee eines Podcasts. «Ich habe selber während meiner Therapie viele Podcasts gehört. Das hat mich inspiriert. Meine Freundin Paula, selbst ebenfalls Patientin, war sofort dabei. Und so gibt es seither den Podcasts  », sagt sie mit stolzer Stimme. Von administrativen Alpträumen, Finanzen oder Sexualität: Diskutiert werden ganz offen und mit einem Funken Humor die unterschiedlichsten Lebensbereiche, in die sich der Krebs Zugang verschafft. «Natürlich hoffe ich, dass wir mit dem Podcast auch die erreichen, die gesund sind. Denn Krebs betrifft uns alle in irgendeiner Form». 

Vernetzung für den Fortschritt

Als Geschäftsführerin von yeswecan!cer arbeitet sie zudem daran, unterschiedliche Player zu vernetzen, um das Leben von Krebspatient:innen zu verbessern. Egal ob innerhalb der Patientengemeinschaft, im Austausch mit der Pharmaindustrie oder anderen Stakeholdern im Gesundheitswesen: Wir sitzen am Ende im gleichen Boot. Deshalb müssen wir uns gegenseitig zuhören, denn nur gemeinsam können wir etwas bewegen», betont sie. «Allerdings sind wir eher die Rock’n Roller unter den Krebsorganisationen», sagt sie lachend. Trotz Krebs kann man Freude am Leben haben. «Natürlich ist das Thema ernst, aber man muss es nicht noch ernster machen, als es so oder so schon ist». 

Krebsvorsorge beginnt Zuhause

Dann wird sie aber doch genau das: Ernst. «Wer meint, einmal pro Jahr zur Vorsorge zu gehen, reicht als Absicherung gegen den Krebs, der liegt falsch. Das dachte ich auch, aber ich wurde eines Besseren belehrt», gesteht sie offen. Daher appelliert sie: «Jede Frau sollte sich einmal pro Monat die Brüste abtasten und damit auch seinen Körper besser kennenlernen». Veränderungen können so deutlich schneller erkannt und behandelt werden. 

Weckruf für eigene Achtsamkeit

Am Ende hatte der Krebs aber auch etwas Positives. «Ich habe gelernt, mich wieder auf mich und meinen Körper zu konzentrieren. Ich habe zu meiner inneren Spiritualität gefunden und bin dankbarer über die kleinen Dinge im Leben.» Auf den Krebs hätte sie für diese Einsichten trotzdem gern verzichtet. Genau deshalb will sie weiter aufklären und offen kommunizieren, was sie und andere Krebspatient:innen erleben. «Wenn wir Tabus brechen und offen miteinander sprechen, dann trägt auch das zu einem größeren Wohlbefinden von Patient:innen bei», schließt sie hoffnungsvoll.

Weitere Informationen zum Thema Krebs für Angehörige und Patienten finden Sie auf der Seite  

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Anja Heckendorf

Communications Manager

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