Dr. Ulrich Opitz übergibt die Werkleitung zum 1. Juli 2022 an Paul Wiggermann. Wir haben mit beiden gesprochen und den Blick in Vergangenheit und Zukunft gewagt.

Herr Dr. Opitz, Sie waren 34 Jahre Teil des Penzberger Werks. Wie hat sich das Unternehmen in dieser Zeit entwickelt?

Ulrich Opitz: Als ich 1988 angefangen habe, gab es hier 1.500 Mitarbeitende und es hieß, dass die Region nicht mehr als 2.500 Mitarbeitende vertragen würde. Dass sich der Standort derart entwickeln würde und wir mal in einen global agierenden Konzern eingebunden sein würden, hätte sich niemand vorstellen können. Es ist außerdem eine ganz andere Führungskultur entstanden: viel integrativer und informeller. Die Mitarbeitenden werden stärker in Entscheidungen einbezogen.

Gibt es einen großen Meilenstein, der Ihnen besonders in Erinnerung bleibt?

Ulrich Opitz: Dass die Biotechnologie aus dem experimentellen Laborbereich heraus in eine mature Produktion gekommen ist und als Produkt tatsächlich auf einem Markt ankommt, der Patientinnen und Patienten hilft. Da ein kleines bisschen beigetragen zu haben, das macht mich schon stolz.

Was ist Ihr persönliches Highlight? 

Ulrich Opitz: Die Entwicklung des Werks passiert nicht von selbst, sondern wird von Menschen möglich gemacht. Ich habe viele hoch engagierte Mitarbeitende kennengelernt – egal ob im Büro, in der Produktion oder in der Logistik. Ich bin überzeugt, wenn dieses Engagement mit Hirn, Herz und Bauch funktioniert, brauch ich mir um den Standort keine Sorgen machen.

Was hat sich in puncto Nachhaltigkeit getan?

Ulrich Opitz: Die ökologische Nachhaltigkeit ist ganz wichtig, dazu müssen aber auch die wirtschaftliche und die soziale Nachhaltigkeit kommen. Denn wenn ich eine der Komponenten weglasse oder überbetone, dann gerät das System aus dem Gleichgewicht.

Verraten Sie uns, was Sie als nächstes vorhaben? 

Ulrich Opitz: Einerseits möchte ich mehr Zeit mit der Familie verbringen. Wir haben inzwischen drei Enkel, Nummer Vier ist unterwegs. Es ist einfach toll zu sehen, wie sich kleine Menschen entwickeln. Außerdem haben wir bei Regensburg einen 300 Jahre alten Hof aus der Familie meiner Frau. Den haben wir renoviert und da haben wir noch einiges vor.

Herr Wiggermann, Sie übernehmen die Werkleitung und blicken selbst schon auf 18 Jahre im Unternehmen zurück. Mit welchem Gefühl starten Sie in die neue Aufgabe?

Paul Wiggermann: Mit ganz viel Freude. Mit Vorfreude auf Penzberg, die Organisation hier und die Perspektiven, die wir hier haben. Ich danke Uli und seinen Vorgängern, die hier so viel aufgebaut haben. Es mischt sich aber auch eine gehörige Portion Demut mit rein, weil ich mir der Verantwortung durchaus bewusst bin.

Sie haben als Trainee bei Roche angefangen. Welche Tipps haben Sie für junge motivierte Berufseinsteiger und -einsteigerinnen?

Paul Wiggermann:Der Welt und den Menschen mit Offenheit zu begegnen und sich mit Freude immer wieder Neues zu erarbeiten, um neue Perspektiven zu entdecken. Und noch etwas konkreter: Roche ist eine Network-Company. Netzwerke aufbauen und pflegen im Laufe der Berufslaufbahn ist goldwert.

Welche Bedeutung messen Sie der Ausbildung am Standort Penzberg bei? Was macht sie besonders?

Paul Wiggermann: Dass eines der neuesten, modernsten Gebäude die Ausbildungsabteilung beherbergt, ist ein Statement der Firma. Für die Zukunft und das Investment in die jungen Leute. Wenn ich mir die demographische Entwicklung in Deutschland, aber auch in unserer Region, anschaue, wird es in Zukunft eher mehr Ausbildung brauchen als weniger. Ich glaube da sind wir schon toll aufgestellt und werden noch etwas mehr investieren müssen.


Welche Werte begleiten Sie?

Paul Wiggermann: Mir fallen drei Schlagwörter ein: Purpose, Vielfalt und Familie. Purpose, weil das, was wir machen, so ein edler Purpose ist. Vielfalt, weil wir als Konzern so breit aufgestellt sind. Und Familie ist auf diversen Ebenen wichtig – nicht zuletzt durch unsere Eigentümerfamilie und deren Werte, die ich inspirierend finde.  Das sind drei Begriffe, die sowohl rückblickend, als auch ausblickend für mich funktionieren.

Bleiben wir beim Ausblick: Wo sehen Sie unseren Standort in fünf oder zehn Jahren?

Paul Wiggermann: Wir haben in Penzberg ein tolles Momentum. Kürzlich haben wir die Fraunhofer-Forschungseinrichtung für Immunologie-, Infektions- und Pandemieforschung auf unserem Gelände begrüßen dürfen, sind mittendrin in der Umsetzung der Werkerweiterung und hoffen auf weitere Investitionen. Insofern ist meine Überzeugung und Hoffnung, dass wir das Wachstum am Standort fortsetzen können. Außerdem brenne ich für das Thema Nachhaltigkeit und sehe es als Aufgabe unserer Generation, wirtschaftliches Arbeiten in Einklang mit Nachhaltigkeit zu bringen. Das muss aus meiner Sicht in den nächsten zehn Jahren massiv vorangetrieben werden.

Wie können wir uns das konkret vorstellen?

Paul Wiggermann: Ich möchte mit dieser Idee und den Menschen am Standort gemeinsam Ziele entwickeln und in diese Entwicklung einsteigen. Werkleitung bedeutet, dass wir uns über die Bereiche hinweg in Penzberg zuhause fühlen und gemeinsam das Werk für die Zukunft gestalten. 

Herr Opitz, Sie haben uns ja schon verraten, welche Pläne Sie privat für die nächste Zeit haben. Uns interessiert aber auch, was machen Sie, Herr Wiggermann, in Ihrer Freizeit?

Paul Wiggermann: Im beruflichen Kontext habe ich die Familie vorhin schon erwähnt. Das ist aber auch meine persönliche Aufgabe im Zusammenhang mit meiner neuen Rolle in Penzberg, da meine Familie in Mannheim bleibt und ich ins Pendelgeschäft einsteige. Meine Familie ist mir ganz wichtig und da möchte ich die richtige Balance finden. Außerdem bin ich Musiker aus Leidenschaft. Ich spiele Klarinette und reise immer mit meinen Instrumenten. Gerade suche ich mir ein Orchester in München. Kürzlich war ich zum ersten Mal Zuschauer in der Isar Philharmonie, da gibt es auch ein Laienorchester und da würde ich wirklich gerne einmal spielen.



Die letzte Frage möchte ich an Sie beide richten: Was sind Ihre Geburtstagsglückwünsche für diesen Standort?

Ulrich Opitz: Dass der Standort die Fähigkeit behält, sich an den richtigen Stellen immer wieder auf neue Entwicklungen einzulassen, Veränderungen herbeizuführen, wo sie nötig sind, aber auch immer wieder darauf achtet, welche Werte und Fähigkeiten uns bis hierher gebracht haben. Diese Denkweise zeichnet den Standort und die Firma aus. Roche hat das in den letzten 125 Jahren schon gut hingekriegt und ich hoffe natürlich, dass das so bleibt.

Und Sie, Herr Wiggermann?

Paul Wiggermann: Ich würde sagen “Alles Gute zum runden Geburtstag!“ und einmal das Glas heben auf alle Menschen, die in den letzten 50 Jahren dazu beigetragen haben, dass Roche in Penzberg so da steht, wie es da steht. Und für die Zukunft wünsche ich diesem Standort, dass wir eine Inspiration bleiben für die Gesundheit der Menschen, natürlich am Standort selbst, aber vor allem auch für unsere Patientinnen und Patienten weltweit.

Das Gespräch führte Alina Steffan.


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