Beitrag vom 01. Februar 2021
Er ist perfide, gnadenlos und unfassbar anpassungsfähig. Seit über fünftausend Jahren weiß die Medizin um seine tödlichen Auswirkungen auf den Körper. Die Rede ist von Krebs. Krebserkrankungen gehören bis heute zu den häufigsten Todesursachen weltweit. Dabei arbeitet die Forschung unermüdlich daran, neue Behandlungsmöglichkeiten zu entwickeln. Viele Durchbrüche konnten bereits verzeichnet werden, weitere Meilensteine sind zu erwarten. Im Zentrum der Aufmerksamkeit: Das Immunsystem.
„In den letzten Jahren hat die Krebsforschung enorme Fortschritte gemacht“, sagt Dominik Ruettinger enthusiastisch. Als Global Head of Early Clinical Development bei Roche kennt er die Zahlen, die den Wissenschaftlern Hoffnung machen: Die Krebstodesrate ist im Vergleich zu 1991 deutlich gesunken. Mehr als 3 Millionen weniger Todesfälle durch die Erkrankung konnten seither verzeichnet werden (1). Gleichzeitig ist die Zahl der Krebsüberlebenden gestiegen, von 3 Millionen Überlebenden auf über 15 Millionen im Jahr 2016 (2). Grund dafür seien die präzisere, frühere Diagnose, wirksamere Vorsorge und die bessere Versorgung der Patienten und eine neue Generation von Krebsmedikamenten. „Damit können wir uns aber noch nicht zufriedengeben. Da ist noch Luft nach oben“, mahnt Ruettinger im gleichen Atemzug. Zurecht: Es wird angenommen, dass die Zahl der Krebserkrankungen pro Jahr von 2018 bis 2040 um mehr als 60 Prozent steigen wird (3). Wo also liegen die Herausforderungen, im Kampf gegen den Krebs?
Ausgetrickst: Wie Krebszellen die besten Forscher überlisten
Krebs, das ist die Krankheit, die selbst eingefleischte Forscher immer wieder überrascht. „Tumore sind in der Lage, uns zu überlisten. Sie entwickeln erstaunlich schnell Resistenzen, wenn wir sie angreifen. Ihnen gelingt es, sich an erschwerte Bedingungen anzupassen“, verrät Ruettinger. Oft ist es auch gar nicht so einfach, den Ursprung der Krebserkrankung zu finden – dabei ist das der Schlüssel für eine wirksame Behandlung. „Hunderte verschiedene Gene tragen zur Krebsentstehung bei und etwa 100.000 verschiedene Mutationen (4)wurden bisher alleine für bestimmte Arten von Lungenkrebs identifiziert.“ Beängstigend und beeindruckend zugleich. Und dennoch ist es gelungen, den unberechenbaren Feind herauszufordern.
Antriebslos: Krebstherapie als Booster fürs Immunsystem
Jahrzehntelange Forschung hat sich ausgezahlt: Die Möglichkeiten in der Behandlung haben sich deutlich erweitert. Während Patienten früher bei egal welchem Tumor die gleiche Therapie erhalten haben, kann heute viel präziser vorgegangen werden. Das erhöht auch die Wirksamkeit der Therapie. „Lungenkrebspatienten hatten früher eine mittlere Lebenserwartung von 8-10 Monaten nach Erstdiagnose. Heute liegen wir teilweise bei 30 Monaten – und einige Patienten erreichen sogar ein Langzeitüberleben (5)“, wirft Ruettinger ein. Grund dafür ist unter anderem das tiefere Verständnis der Rolle des Immunsystems. Dieses hat eigentlich alle Voraussetzungen, um Krebszellen erfolgreich zu besiegen. Doch wie bei einem Auto fehlt dem Immunsystem manchmal die entscheidende PS-Zahl, um richtig durchzustarten. Genau hier setzen sogenannte Krebsimmuntherapien an. Sie aktivieren die schlafenden T-Zellen des Immunsystems, die die Aufgabe haben, Eindringlinge abzuwehren. Damit stellt die Therapie sicher, dass der Tumor aktiv bekämpft wird. „Wir glauben fest daran, dass Krebsimmuntherapien in Zukunft eine noch wichtigere Rolle spielen werden. Es gibt kein anderes aktuell verfügbares Werkzeug, das so leistungsstark ist“, betont er.
Angriffslustig: Resistenzen überwinden und Therapien optimieren
Doch jedes Werkzeug kommt irgendwann an seine Grenzen. Das weiß auch Dominik Ruettinger. „Aktuell sehen wir, dass nur ca. 20-25 Prozent der Patienten auf Krebsimmuntherapien ansprechen. Die anderen sind resistent“, erklärt er. „Unser Ziel ist es daher zu verstehen, wie wir diese Resistenzen umgehen können. Zukünftig sollen noch viel mehr Patienten von der vielversprechenden Behandlungsoption profitieren.“ Zahlreiche Kombinationsansätze der Medikamente werden daher gerade getestet. „Früher war das, als würde man im Lotto alle Scheine kaufen, um einen Gewinn zu erzielen. Heute verstehen wir viel besser, wie wir eine gezielte Immunreaktion hervorrufen können“, sagt er optimistisch. „Klar ist, dass wir weiterforschen, um den Kampf gegen den Krebs irgendwann vollends zu gewinnen“, schließt Ruettinger.
(1)
(2) AACR Cancer Progress Report 2016.
(3) WHO report on cancer.
(4) Strachan T, Goodship J, Chinnery P. New Insights from Genomewide Studies of Cancers. In: Genetics in Medicine. New York and London: 2015.
(5) Reck, et al. Lancet 2013: Shukuya and Carbone. J. Thorac Oncol 2016 : Planchard, et al. Ann Oncol 2018.
Anja Heckendorf
Communications Specialist
Roche Pharma AG
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