Kleine Helden, große Wunder

Was die Zukunft therapeutischer Antikörper bringen könnte

Wann braucht man Superhelden? Wenn Godzilla kommt oder die Welt untergeht? Oder wenn ein Patient nach mehreren erfolglosen Therapien nur noch verzweifelt  die Hände über dem Kopf zusammenschlagen kann? Wir brauchen Superhelden, viele Superhelden! Aber sie fallen nicht wie Superman vom Himmel, sondern sie entstehen aus bahnbrechender Forschung.

Antikörper verfügen über Kräfte von Superhelden! Sie haben das Zeug dazu, neue Therapien wahr werden zu lassen, die noch vor kurzem als undenkbar galten.

“Da braucht man einen langen Atem”

Interview mit zwei Wissenschaftler:innen aus dem Bereich Antikörper-Design

Die Superwaffe der Antikörper sind ihre Arme: In diesen Kämpferarmen steckt ihre ganze Schlagkraft. Die medizinische Forschung hat ihre Fähigkeiten radikal erhöht - weit über die natürlich vorkommenden Varianten hinaus!

Der erste monoklonale Antikörper zur Krebsbehandlung wurde 1997 in den USA zugelassen. Mit diesen winzigen Eiweißmolekülen begann eine neue Ära in der Medizin.

Antikörper sind beispielsweise in der Lage, Antigene, meist Eiweiße auf der Oberfläche von fremden Substanzen wie Viren und Bakterien, zu identifizieren.  Sie markieren diese. So kann unser körpereigenes Immunsystem diese Krankheitserreger erkennen und zerstören.

Allerdings sind Antigene auf Krebszellen für das körpereigene Abwehrsystem schwer erkennbar. Deshalb werden therapeutische Antikörper gezielt dafür hergestellt. Sie entdecken beispielsweise Krebszellen sehr treffsicher und können diese sogar aktiv vernichten. Synthetisch erzeugte monoklonale Antikörper variieren in ihren speziellen Fähigkeiten wie Superhelden mit individuellen Superkräften.

Ein spezieller Antikörper zur Behandlung des

Non-Hodgkin-Lymphoms spürt das sogenannte CD20-Antigen auf, heftet sich an dieses und kommandiert die “Eingreiftruppen” des Immunsystems. Ein anderer monoklonaler Antikörper übernimmt die Rolle des Kapitäns und steuert chemotherapeutische Medikamente zielgenau zu den entarteten Zellen. Sie kämpfen gemeinsam gegen Krebs - mit dem enormen Potential, die Präzision der Krebstherapie zu erhöhen. Diese Einheit nennt man „Antikörper-Wirkstoff-Konjugat“.

Superhelden entwickeln sich weiter. Und Antikörper sind da keine Ausnahme! Die bispezifischen Antikörper, eine ganz neue Generation von Antikörpern, vereinen die Kräfte zweier monoklonaler Antikörper. Mit ihren Armen binden sie sich gleichzeitig an zwei unterschiedliche molekulare Targets. Dies stellt einen entscheidenden Durchbruch in der erstaunlichen Evolution therapeutischer Antikörper dar.

Bispezifische Antikörper sind eine völlig neue Waffe  im Kampf gegen Erkrankungen. Aufgrund ihrer beeindruckenden Anpassungsmöglichkeiten bieten bispezifische Antikörper den Patient:innen präzisere und personalisierte Behandlungsansätze. Sie können dadurch in manchen Fällen nicht nur die Lebensqualität der Patient:innen verbessern, sondern Krebs sogar heilen.

Fast ein halbes Jahrhundert lang waren bispezifische Antikörper medizinisch und technisch nicht beherrschbar. Zu herausfordernd waren Entwicklung und Herstellung.

Im Gegensatz zu bislang typischen monoklonalen Antikörpern, bei denen die beiden "Arme" des Y-förmigen Moleküls identisch sind und an dasselbe Antigen binden, weisen bispezifische Antikörper Unterschiede zwischen ihren beiden Armen auf. Sie können so gleichzeitig an zwei verschiedene Targets auf einer Zelle oder sogar auf

zwei unterschiedlichen Zellen binden.

Bei der Herstellung müssen die zahlreichen Bestandteile der Antikörper auf ganz bestimmte Weise miteinander verbunden werden. Auch wenn Antikörper winzig klein sind: In der Welt der Moleküle gibt es nicht viele so komplexe und vielteilige Produkte wie Antikörper. Die schiere Zahl der Möglichkeiten für falsche Kombinationen  bremste lange Zeit den wissenschaftlichen Fortschritt.

Roche, ein Pionier in der Entwicklung von Antikörpern, hat die Forschung auf die nächste Ebene gehoben:

1997 stellten Wissenschaftler:innen von Genentech, der US-Tochter von Roche, das “knob-into-hole”-System vor. Dadurch können die “schweren Ketten” elegant gepaart werden. Der Zusammenbau der “leichten Ketten” blieb jedoch weiterhin schwierig. Im Jahr 2021 gelang ein weiterer Durchbruch in der Forschung: Wissenschaftler:innen von

pRED (Pharma Research and Early Development bei Roche) entwickelten eine Plattform für bispezifische Antikörper - eine innovative Lösung für dieses Problem. Diese Technologie, heute als “CrossMab” bekannt, stellt sicher, dass die zentralen Bestandteile des Antikörpers  korrekt kombiniert zusammenkommen.

Die Produktion bispezifische Antikörper mit ganz neuen Wirkmechanismen wird nun Realität. Die Wissenschaftler:innen von Roche nutzen diese innovative Kombination von “CrossMab” und “knob-into-hole”, um die Behandlungsmöglichkeiten  der nächsten Generation zu Patient:innen zu bringen.

In der Krebsimmuntherapie sind bispezifische Antikörper ein spannendes und vielfältiges Werkzeug. Sogenannte “CD20xCD3 T-Cell-engaging”-Antikörper, binden Immunzellen (T-Zellen) an bösartige Krebszellen. Dadurch aktivieren diese die Freisetzung von Zytokinen aus den T-Zellen. Diese Zytokine können Tumorzellen vernichten. So können bispezifische Antikörper extrem gezielt und effektiv helfen, Krebs zu bekämpfen.

Bispezifische Antikörper haben der medizinischen Spitzenforschung neue Räume erschlossen. Und doch: die Reise dieser kleinen Helden hat gerade erst begonnen.

Verschiedenste Ideen sind bereits zu hervorragenden Medikamenten geworden. Viele Patient:innen profitieren täglich davon. Doch die zukünftigen Chancen bleiben enorm: Fusionsproteine mit zusätzlichen Zellgiften zur Bekämpfung von Krebs können Behandlungen noch effektiver machen. Die Brain-Shuttle-Technologie, die die Blut-Hirn-Schranke überwindet, könnte Wirkstoffe gezielt im Gehirn zur Wirkung bringen.  Antikörper-Cytokin-Fusionsproteine könnten als starke Wirkstoffträger fungieren und anti-inflammatorische Wirkstoffe an Entzündungsherde bringen oder Krebszellen mit Giftstoffen überschütten. In Erprobung sind auch radioaktive Substanzen, die die Antikörper hochpräzise in die Tumormasse schleusen, sodass der erkrankte Bereich vollständig zerstört wird. Außerdem werden Antikörper mit verlängerter Einsatzzeit, Recycling-Technologie und weitere Schnittstellen erforscht - unendliche Möglichkeiten!

Die kleinen Helden sind noch nicht allen Herausforderungen gewachsen. Denn Krebs kann mannigfache Formen annehmen und viele Varianten bilden. Im Gegensatz zu früher hat die Erkrankung aber für sehr viele Patient:innen sehr viel von ihrem Schrecken verloren. Wo früher nur systemische Behandlungen möglich waren, können die Superhelden bereits Lebensqualität erhalten und Leben retten! Und die Forschung geht weiter - schneller als je zuvor.

  • Evolution der Antikörper
  • Bispezifische Antikörper als Game Changer
  • Antikörpertherapie: Neue Horizonte

Antikörper kommen bei medizinischen Behandlungen extrem vielseitig zum Einsatz. Paul Ehrlich nannte sie "magic bullets". Wissenschaftler:innen haben mit monoklonalen Antikörpern zukunftsweisende Fortschritte ermöglicht. Die Entwicklung neuer, revolutionärer, bispezifischen Antikörper schlägt bereits das nächste Kapitel auf.

Antikörpertherapie heute und morgen

Von der Pionierforschung zur Spitzenwissenschaft: die kleinen Antikörper-Helden stehen bereit, eine Revolution auszulösen. Eine Revolution, die die Landschaft der Antikörpertherapie neu definieren kann! Dies führt uns in eine Zukunft, in der Krankheiten mit noch nie dagewesener Präzision bekämpft  werden können.

Erfahren Sie hier von unserem Experten Dr. Thomas Link, was Antikörper so bedeutend macht und wie Antikörperformate der Zukunft aussehen.

Monoklonale Antikörper in der Therapie

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