Digitalisierung bringt Veränderungen. Und aus jeder grundlegenden Veränderung ergeben sich neue Chancen und Möglichkeiten. Das gilt ganz besonders für das Gesundheitswesen. Die Digitalisierung ist heute schon Katalysator für Fortschritt in der medizinischen Forschung und der Patientenversorgung. Sie durchbricht Silostrukturen und vernetzt die Akteure, beschleunigt den Wissenstransfer und schließt Versorgungslücken. Das ist insbesondere für die Hochleistungsmedizin bei Krebserkrankungen von Bedeutung.

Die Entschlüsselung des menschlichen Genoms, die Kenntnisse in der Biotechnologie verbunden mit intelligenter Datennutzung hat zu einem besseren Verständnis von Krebserkrankungen geführt: Krebs ist vor allem eine Erkrankung der Gene, weniger der Organe, in denen er auftritt. Diese Erkenntnis verändert nicht nur die Forschung, sie verändert auch, wie Patientinnen und Patienten mit Krebs bereits heute behandelt werden können. Denn moderne Krebstherapien richten sich heute beispielsweise gegen einzelne Genmutationen, die für die Entstehung und das Wachstum des Tumors verantwortlich sind. Das nennen Fachleute „Präzisionsmedizin“ oder „Personalisierte Medizin“.

Bereits heute gibt es eine ganze Reihe innovativer Arzneimittel, die ganz gezielt die Schaltstellen blockieren, die der Krebs für sein Wachstum nutzt. Und der Fortschritt läuft gerade erst richtig an: Krebsimmuntherapien, Gen- und Zelltherapien und Arzneimittel, die entitätsübergreifend – das heißt unabhängig von den betroffenen Organen – gegen einzelne Genmutationen wirken, werden zunehmend Teil der Hochleistungsmedizin in onkologischen Spitzenzentren. Wahr ist aber auch: Das Potential, die personalisierte Hochleistungsmedizin in die „Breitenversorgung“ zu überführen, sodass sie allen Patientinnen und Patienten unabhängig von ihrem Wohnort zur Verfügung steht, wird noch nicht optimal genutzt.

Prof. Dr. Hagen Pfundner, Vorsitzender der Geschäftsführung der Roche Deutschland Holding GmbH, zur Rolle der Personalisierten Medizin

Um die Personalisierte Medizin in der Routineversorgung fest zu verankern, ist die regelhaft vorgelagerte Testung auf genetische Veränderungen im Tumor Voraussetzung. Denn nur über eine präzise Diagnostik lassen sich genau die Patientinnen und Patienten identifizieren, die letztlich überhaupt von einer personalisierten Krebstherapie profitieren können. In der Realität ist die Testung bisher aber nur bei einigen Krebserkrankungen, wie zum Beispiel Brust- und Lungenkrebs, in der Breite etabliert. Eine umfassende molekulare Diagnostik findet heute lediglich bei einem Bruchteil aller Betroffenen zum Einsatz. Dabei sind die technischen Möglichkeiten dafür längst gegeben: Mittels moderner Analyseverfahren lässt sich heute von jedem Tumor innerhalb kürzester Zeit ein individuelles Profil erstellen, sozusagen der Fingerabdruck der Erkrankung. So bietet beispielsweise das Unternehmen Foundation Medicine auch in Deutschland einen Service an, der eine Tumorprobe parallel auf mehr als 300 krebsspezifische Genveränderungen untersucht. Noch gibt es nicht für jede dieser Mutationen eine zielgerichtete Therapie – in vielen Fällen lässt sich aus dem Ergebnis aber bereits heute eine individuelle Behandlungsstrategie ableiten. Gerade für Patientinnen und Patienten mit besonders aggressiven, seltenen oder weit fortgeschrittenen Krebserkrankungen kann das enorm wichtig sein.

Gleichzeitig tragen die Daten jedes einzelnen Tests zum wachsenden Wissen in der Onkologie bei. Denn verknüpft man das individuelle Tumorprofil mit tausenden anderen Profilen, so ergeben sich daraus Muster, die wertvolle Impulse für die Erforschung und Entwicklung weiterer personalisierter Therapien liefern können. Gerade die Erkenntnisse aus dem Behandlungsalltag finden bisher jedoch kaum Eingang in die Forschung. Denn zu unserer Realität gehört auch, dass das Datenmanagement hierzulande noch immer stark fragmentiert ist und Informationen häufig noch in Aktenschränken verstauben. Die Folge: Der Fortschritt in der Onkologie basiert fast ausschließlich auf den Daten, die im Rahmen klinischer Studien erhoben werden – und das sind noch nicht einmal fünf Prozent der potentiell vorhandenen Informationen. Mit der geplanten Einführung der elektronischen Patientenakte ist die Politik hier einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung gegangen. Aber dies darf nur der Anfang sein. Denn wir wissen schon lagen, wie eine direkte Vernetzung von Forschung und Versorgung in die Realität umgesetzt werden kann. Das Start-Up Unternehmen Flatiron Health, aus den USA macht es uns vor: Sie arbeiten in den USA mit Onkologen, Kliniken und Forschungszentren zusammen und ziehen ihr Wissen bereits heute aus mehr als 2 Millionen elektronischen Patientenakten. Diese Informationen aus der Versorgung fließen direkt in die Forschung ein und beschleunigen so die Entwicklung noch individuellerer Arzneimittel für die künftige Behandlung von Patientinnen und Patienten mit Krebs. Wir nennen das auch „wissensgenerierende Versorgung“.

Die Vorrausetzungen das Krebsleiden von Patientinnen und Patienten in absehbarer Zeit in Heilung oder einen chronischen Krankheitsverlauf zu überführen und Deutschland als digitale Gesundheitsmetropole zu etablieren, sind gegeben: Innovationspotenzial und Forschergeist sind weit verbreitet. Um dieses Ziel aber möglichst schnell zu erreichen müssen wir die Vernetzung fördern und auch industrielles Know-How nutzen. Hier sind Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft gefordert ihre Partikularinteressen zu überwinden und den gesellschaftlichen Nutzen in den Mittelpunkt zu stellen.

Roche: Diagnostik, Pharma und Health-IT unter einem Dach

Roche mit Hauptsitz in Basel, Schweiz ist ein weltweit führendes Biotech-Unternehmen, das sich auf die Erforschung und Entwicklung innovativer Diagnostika und Therapien spezialisiert hat. Weltweit beschäftigt Roche über 94.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – rund 16.500 davon an den drei deutschen Hauptstandorten in Grenzach-Wyhlen, Mannheim und Penzberg. Jährlich investiert Roche über 10 Milliarden Schweizer Franken in Forschung und Entwicklung – damit zählt Roche regelmäßig zu den zehn Unternehmen, die weltweit am meisten in die Forschung investieren. Der Schwerpunkt der Forschung liegt dabei auf Erkrankungen mit einem besonders hohen Bedarf an neuen medizinischen Lösungen. Neben der Onkologie sind dies unter anderem neurologisch-psychiatrische Erkrankungen, die Immunologie und Infektionskrankheiten.

Pionier in der Onkologie

In der Erforschung und Entwicklung moderner Krebstherapien ist Roche seit über 50 Jahren Vorreiter. Allein seit dem Jahr 2000 hat Roche in der Europäischen Union mehr als zehn neue Krebstherapien eingeführt – unter anderem gegen spezielle Formen von Brust-, Lungen- und Hautkrebs. Das frühe Zusammenwirken von pharmazeutischer Forschung und begleitender Diagnostik unter einem gemeinsamen Dach ermöglicht es, dass Roche wie kein anderes Unternehmen Personalisierte Medizin in der Onkologie realisiert. Gleichzeitig baut Roche seine Health-IT-Expertise kontinuierlich aus – beispielhaft dafür stehen die Akquisitionen von Flatiron Health und Foundation Medicine Inc. Die besondere Expertise beider Unternehmen ist es, Daten zu vernetzen, zu analysieren und sie so für Forschung und Behandlung nutzbar zu machen.

Originalartikel erschienen in der FAZ vom 26.06.2019


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