#GehzumCheck
Dr. Karin Maass-Poppenhusen, Oberärztin in der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Kiel, über die Bedeutung der Früherkennung, warum Befunde wie Schulnoten sind und wie wir Gebärmutterhalskrebs gemeinsam besiegen können.
Bedeutet ein positiver Befund, dass man Krebs hat?
Generell ist ein positiver Befund sehr selten und kommt nur bei etwa zwei Prozent der Screenings vor. Erhalten Patientinnen dieses Ergebnis, ist das natürlich erst einmal ein Schock. Ich versuche ihnen dann immer zu vermitteln, dass überhaupt kein Grund zur Panik besteht. Warum? Weil ein positiver Befund nicht bedeutet, dass man Krebs hat, sondern erst einmal, dass etwas nicht ganz in Ordnung ist. Ich erkläre dazu meinen Patientinnen, dass Befunde wie Schulnoten durchnummeriert werden: Wir alle möchten eine Eins oder Zwei – das sind die 98 Prozent der Befunde, die negativ sind. Eine Drei oder Vier weist auf eine Auffälligkeit wie eine Krebsvorstufe oder auch eine Entzündung hin, was eine weitere Abklärung erfordert. Hier passt wieder das Beispiel aus der Schule: Wenn man normalerweise Einser oder Zweier schreibt, darf man bei einer Drei auch die Ruhe bewahren. Nur eine Fünf steht für eine Krebserkrankung, die in allerwenigsten Fällen vorkommt.
Warum ist die Vorsorge bei Gebärmutterhalskrebs so wichtig?
Gebärmutterhalskrebs entsteht in fast allen Fällen durch eine HPV-Infektion im Genitaltrakt, die man weder sieht noch spürt. Bei der Vorsorgeuntersuchung können wir dank moderner Diagnostik den Krebs finden, bevor dieser überhaupt entsteht. Die gute Nachricht: In diesem frühen Stadium, den sogenannten Krebsvorstufen, sind die Heilungschancen hervorragend. Wenn Frauen allerdings ihre Vorsorgetermine nicht wahrnehmen oder auch keinen Zugang zur Früherkennung haben, steigt die Gefahr, dass die Erkrankung zu spät erkannt wird. Dann können schwere und tödliche Krankheitsverläufe die Folge sein. Man kann also sagen, dass regelmäßige Vorsorge Gebärmutterhalskrebs verhindert und definitiv Leben rettet.
Ein positiver Befund bedeutet nicht, dass man Krebs hat, sondern erst einmal, dass etwas nicht ganz in Ordnung ist.
Wie geht es weiter, wenn der Befund tatsächlich positiv ist?
Bei einem positiven Befund folgen weitere Untersuchungen und engmaschige Kontrollen, um Gewissheit zu bekommen. Hierfür gibt es die sogenannte Dysplasiesprechstunde, die sich speziell mit Krebsvorstufen am Gebärmutterhals beschäftigt. In den meisten Fällen wird eine Kolposkopie gemacht – eine Untersuchung des Gebärmutterhalses mit einer speziellen Lupe – und bei auffälligen Veränderungen eine Gewebeprobe entnommen, die man auch Biopsie nennt. Für zusätzliche Klarheit kann ein Biomarker-Test sorgen, der krankhaft veränderte Zellen sichtbar macht. Dieser eignet sich besonders bei leichten und mittelschweren Krebsvorstufen. Hier hilft der Test zu beurteilen, ob diese wieder von alleine verschwinden – was sehr häufig der Fall ist – oder ob eine weitere Behandlung notwendig ist.
Die WHO hat sich das Ziel gesetzt, Gebärmutterhalskrebs zu besiegen. Wie realistisch ist das aus Ihrer Sicht?
Ich bin fest davon überzeugt, dass wir das schaffen können. Die Voraussetzung ist, dass wir alle aktiv werden und mitmachen. Das bedeutet einerseits, dass wir die HPV-Impfquote bei unseren Kindern deutlich erhöhen, so dass es viel weniger Infektionen gibt. Andererseits kann ich nur an alle Frauen appellieren, achtsam mit sich umzugehen und ihre Vorsorgetermine wirklich wahr zu nehmen. Und auch offen über das Thema zu sprechen und so andere darauf aufmerksam zu machen. Denn die Vorsorge ist harmlos, nicht schmerzhaft und wird noch dazu von den Krankenkassen übernommen. Die wenigen Minuten, die man hier in seine Gesundheit investiert, können viel Leid ersparen.
Kann man sich eigentlich vor HPV schützen?
Humane Papillomviren (HPV) sind weit verbreitet, und man kann davon ausgehen, dass fast jeder von uns sich irgendwann in seinem Leben damit infiziert. Was viele nicht wissen: Männer sind davon genauso betroffen wie Frauen. Die Viren werden ausschließlich über intime Kontakte beim Küssen und beim Sex übertragen. Meistens heilt die Infektion wieder von selbst ab – aber eben nicht immer. Da die Viren manchmal jahrzehntelang im Körper bleiben können, lässt sich auch nicht sagen, wann und bei wem man sich angesteckt hat. Safer Sex mit Kondomen kann hier das Risiko einer Infektion senken. Der beste Schutz ist allerdings eine HPV-Impfung, die für Mädchen und Jungen zwischen neun und vierzehn Jahren empfohlen wird und sehr zuverlässig ist. Was mir hier immer wichtig ist: Geimpfte Frauen sollten dennoch regelmäßig zur Vorsorge gehen, da die Impfung 80 bis 90 Prozent der Fälle von Gebärmutterhalskrebs verhindert und es dadurch ein Restrisiko sowie andere mögliche Erkrankungen gibt. Sicher ist sicher.
Gebärmutterhalskrebs ist weltweit die vierthäufigste Krebserkrankung bei Frauen. Beinahe alle Erkrankungen werden durch humane Papillomviren (HPV) ausgelöst. Die gute Nachricht: Gebärmutterhalskrebs ist heute zu fast 100 Prozent vermeidbar – wir alle haben es in der Hand, diese Krankheit zu besiegen.
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Hepatitis B und C sind heimtückische Virusinfektionen, die jahrelang unbemerkt bleiben und dadurch schwere Erkrankungen der Leber auslösen können. Lasst uns gemeinsam aktiv werden, um Hepatitis den Schrecken zu nehmen. Jetzt ist der Moment, Verantwortung zu übernehmen, sich testen zu lassen und offen über das Thema zu sprechen. Denn Hepatitis kann nicht warten.
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