Hepatitis kann jeden treffen

#GehzumCheck

Dr. Ramona Pauli, Fachärztin für Allgemeinmedizin und Innere Medizin im MVZ am Isartor in München, über das unterschätzte Thema Hepatitis, den kostenlosen Test beim Check-up 35 und warum es so wichtig ist, frühzeitig zu handeln.

Warum ist es so wichtig, sich auf Hepatitis testen zu lassen?

Eine Hepatitis-Infektion greift die Leber an. Je früher wir eine Infektion feststellen, desto besser können wir sie behandeln. Unsere Leber ist allerdings ein schweigsames Organ, das sich erst bemerkbar macht, wenn schon starke Schäden aufgetreten sind. Deshalb bleibt eine Hepatitis-Erkrankung oft jahrelang unerkannt. Die moderne Diagnostik gibt uns die Chance, eine Hepatitis-Infektion rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln. Der Test ist in wenigen Minuten gemacht und kann im Ernstfall Leben retten.

Laut einer aktuellen Umfrage haben sich nur 9 % der Deutschen schon einmal auf Hepatitis testen lassen. Woran liegt das?

Ich finde diese Zahl leider nicht überraschend. Wenn es um Viruserkrankungen geht, denken die meisten erst einmal an Covid-19 oder an HIV. Wir müssen hier ein größeres Bewusstsein entwickeln, dass Hepatitis uns alle angeht. Dazu kommt, dass der kostenfreie Hepatitis-Test im Rahmen des Check-up 35 relativ neu ist und deshalb nicht so häufig angeboten und auch nachgefragt wird, wie ich mir das wünschen würde.

"Die moderne Diagnostik gibt uns die Chance, eine Hepatitis-Infektion rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln. Der Test ist in wenigen Minuten gemacht und kann im Ernstfall Leben retten."
Dr. Ramona Pauli
Fachärztin für Allgemeinmedizin und Innere Medizin

76 % der Befragten haben noch nie darüber nachgedacht, ob sie sich mit Hepatitis infiziert haben. Erleben Sie das ähnlich?

Das entspricht ziemlich genau meinen Erfahrungen und ist auch ein Grund, warum Hepatitis so tückisch ist. Die meisten meiner Patient:innen wissen nicht, woher sie die Infektion haben und hätten nie gedacht, dass es auch sie treffen könnte. Hier spielen auch Vorurteile eine Rolle – viele verbinden Hepatitis mit Drogen- und Alkoholmissbrauch oder ungeschütztem Sex mit wechselnden Partnern. Dabei kann schon ein Tattoo unter schlechten hygienischen Bedingungen oder das gemeinsame Benutzen einer Nagelschere ausreichen, dass man sich infiziert.

Welche Spätfolgen beobachten Sie in Ihrer Praxis?

Leider haben wir immer wieder Patient:innnen, die bereits unter Spätfolgen leiden, die wir nicht mehr rückgängig machen können. Hepatitis B und C verursachen eine Entzündung der Leber, die chronisch werden und zu einer Leberzirrhose führen kann. Umso stärker fortgeschritten die Schäden sind, desto schlechter kann die Leber wichtige Aufgaben wie die Blutgerinnung und Entgiftung im Körper erfüllen. Gleichzeitig steigt das Risiko für Leberkrebs mit der Dauer der Erkrankung.

Die WHO hat das Ziel ausgerufen, Hepatitis B und C bis 2030 weitgehend zu eliminieren. Wie können wir das schaffen?

Hepatitis A und B können wir über gute Impfquoten weiter reduzieren. Für Hepatitis C haben wir diese Möglichkeit zwar nicht, aber die Infektion ist gut behandel- und heilbar. Umso mehr Menschen behandelt werden, umso weniger Übertragungen gibt es. Dafür müssen wir noch mehr Menschen testen, um die Erkrankung frühzeitig zu erkennen, bevor sie an andere weitergegeben wird. 2030 halte ich zwar für ein ambitioniertes Ziel, aber ich glaube fest daran, dass wir das gemeinsam schaffen können – wenn wir miteinander darüber reden, Tabus beiseite packen und die vorhandenen Test- und Impfmöglichkeiten voll nutzen.

Seit 2021 kann man sich ab 35 Jahren einmalig kostenfrei auf Hepatitis testen lassen. Wie schaffen wir es, dass mehr Menschen dieses Angebot nutzen?

Ich denke, dass hier deutlich mehr Aufklärung notwendig ist. Laut der Umfrage wissen nur 17 % der Deutschen von dem kostenlosen Hepatitis-Test. Je mehr Menschen über Hepatitis Bescheid wissen, desto größer ist die Chance, dass sie das Angebot auch nutzen. Außerdem höre ich immer wieder von meinen Patient:innen, dass ihnen beim Check-up 35 kein Test angeboten wurde. Daher mein Tipp: Sprechen Sie Ihre Ärztin bzw. Ihren Arzt aktiv darauf an.

Das könnte Sie auch interessieren

Sie verlassen nun roche.de

Links zu Websites Dritter werden im Sinne des Servicegedankens angeboten. Der Herausgeber äußert keine Meinung über den Inhalt von Websites Dritter und lehnt ausdrücklich jegliche Verantwortung für Drittinformationen und deren Verwendung ab.