Der kostenfreie Test ab 35 ist eine Chance, die wir nutzen sollten!

#GehzumCheck

Dr. Ramona Pauli, Fachärztin für Allgemeinmedizin und Innere Medizin im MVZ am Isartor in München, über die Chancen der Früherkennung, warum wirklich jeder ab 35 Jahren den kostenfreien Hepatitis-Test machen sollte und wie wir die Viruserkrankung gemeinsam besiegen können.

Welche Spätfolgen beobachten Sie in Ihrer Praxis?

Leider haben wir immer wieder Patientinnen und Patienten, die ihre Infektion lange nicht bemerkt haben und bereits unter Spätfolgen leiden, die wir nicht mehr rückgängig machen können. Hepatitis B und C verursachen eine Entzündung der Leber, die chronisch werden und zu einer Leberzirrhose führen kann. Umso stärker fortgeschritten die Schäden sind, desto schlechter kann die Leber wichtige Aufgaben wie die Blutgerinnung und Entgiftung im Körper erfüllen. Gleichzeitig steigt das Risiko für Leberkrebs mit der Dauer der Erkrankung.

Warum ist es so wichtig, sich auf Hepatitis testen zu lassen?

Eine Hepatitis-Infektion greift die Leber an. Umso früher wir eine Infektion feststellen, umso besser können wir sie behandeln. Unsere Leber ist allerdings ein schweigsames Organ, das sich erst bemerkbar macht, wenn schon starke Schäden aufgetreten sind. Deshalb bleibt eine Hepatitis-Erkrankung oft jahrelang unerkannt. Die moderne Diagnostik gibt uns die Chance, eine Hepatitis-Infektion schon frühzeitig zu erkennen und zu behandeln, bevor Symptome auftreten.

Die moderne Diagnostik gibt uns die Chance, eine Hepatitis-Infektion schon frühzeitig zu erkennen und zu behandeln, bevor Symptome auftreten.

Seit 2021 können sich Menschen ab 35 Jahren in Deutschland einmalig kostenfrei auf Hepatitis testen lassen. Wie gut wird dieses Angebot angenommen?

Wenn wir unseren Patientinnen und Patienten den Test anbieten, wird er sehr gut angenommen. Aktiv nachgefragt wird er allerdings noch sehr wenig. Einerseits wissen viele noch nicht, dass sie die Möglichkeit haben, sich im Rahmen des Check-up 35 oder auch unabhängig davon einmalig kostenfrei auf Hepatitis testen zu lassen. Andererseits verdrängen viele das eigene Risiko. Hier spielen auch Vorurteile eine Rolle – die meisten verbinden Hepatitis automatisch mit Drogen- und Alkoholmissbrauch oder ungeschütztem Sex mit wechselnden Partnern. Dabei kann Hepatitis jeden von uns treffen. Manchmal reicht schon das gemeinsame Benutzen einer Nagelschere oder einer Zahnbürste aus, dass man sich infiziert.

Wie können wir uns schützen, dass es erst gar nicht zu einer Hepatitis-Infektion kommt?

Gegen Hepatitis A und B gibt es eine etablierte Schutzimpfung, die seit Mitte der 1990er-Jahre für Kinder als Kassenleistung angeboten und inzwischen von den meisten Kinderärzten durchgeführt wird. Auch Erwachsene können und sollten die Impfung unbedingt wahrnehmen. Für Hepatitis C ist bis heute leider keine Impfung verfügbar. Bekannte Übertragungswege, gegen die man sich schützen sollte, sind hier beispielsweise das Tätowieren mit einer nicht gereinigten Nadel oder gemeinsam genutzte Spritzen beim Drogenkonsum. Aber auch bei Hepatitis C erlebe ich immer wieder, dass viele Betroffene den Grund ihrer Infektion nicht kennen.

Was können wir tun, damit sich noch mehr Menschen testen lassen?

Wir müssen noch mehr Verständnis dafür schaffen, dass Hepatitis uns alle etwas angeht. Meine Erfahrung ist, dass rund zwei Drittel der Betroffenen gar nicht wissen, woher sie die Infektion haben – und die meisten nie gedacht hätten, dass es auch sie treffen könnte. Ich höre aber auch immer wieder von Patientinnen und Patienten, dass ihnen beim Check-up 35 gar kein Hepatitis-Test angeboten wurde. Daher mein Tipp: Sprechen Sie Ihre Ärztin bzw. Ihren Arzt aktiv darauf an. Der Test ist in wenigen Minuten gemacht und kann im Ernstfall Leben retten.

Die WHO hat das Ziel ausgerufen, Hepatitis B und C bis 2030 weitgehend zu eliminieren. Wie können wir das schaffen?

Hepatitis A und B können wir über gute Impfquoten weiter reduzieren. Für Hepatitis C haben wir diese Möglichkeit zwar nicht, aber die Infektion ist gut behandel- und heilbar. Umso mehr Menschen behandelt werden, umso weniger Übertragungen gibt es. Dafür müssen wir noch mehr Menschen testen, um die Erkrankung frühzeitig zu erkennen, bevor sie an andere weitergegeben wird. 2030 halte ich zwar für ein ambitioniertes Ziel, aber ich glaube fest daran, dass wir das gemeinsam schaffen können – wenn wir miteinander darüber reden, Tabus beiseite packen und die vorhandenen Test- und Impfmöglichkeiten voll nutzen.

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