Die Familie der Herpesviren ist groß, und ihre Mitglieder sind weit verbreitet: Mehr als 100 verschiedene Virustypen zählen zu den Herpesviren, die vom Affen über Frösche und Fische bis hin zum Menschen zahlreiche Wirbeltierarten befallen. Neun Herpesvirustypen verursachen beim Menschen Krankheiten. Sie werden deshalb auch als „Humane Herpesviren“ (HHV) bezeichnet und sind für unterschiedliche Erkrankungen verantwortlich.
Alle Herpesviren sind DNS-Viren, enthalten also als Erbmolekül Desoxyribonukleinsäure (DNS). Die Viren messen im Durchmesser 100 bis 200 Nanometer – ein menschliches Haar ist 100.000 bis 200.000 Nanometer dick – und sind von einer Hülle umgeben.
Der Erreger des Lippenherpes beispielsweise bedient sich Nervenzellen (Neuronen), in denen er jahrelang schläft, um irgendwann von äußeren Einflüssen, beispielsweise UV-Strahlen oder Stress, geweckt zu werden. Das so reaktivierte Virus wandert von den Nervenzellen in die Hautzellen und verursacht dort erneut die charakteristischen Bläschen.
Die auffälligste Gemeinsamkeit der Herpesviren ist, dass sie nach einer überstandenen Infektion nicht vollständig aus dem Körper verschwinden, sondern sich gleichsam verstecken. Die Wissenschaftler sprechen von „Latenz“: Die Viren überdauern in Zellen ihres Wirtes, ohne diese zu schädigen.
Auf eine Virus-Infektion reagiert das Immunsystem mit der Bildung von Antikörpern. Deren Bestimmung stellt einen indirekten Erregernachweis dar. Da Antikörper im gesamten Kreislauf zirkulieren, benötigt man für den Nachweis nur ein wenig Blut der betroffenen Person. Antikörper ermöglichen nicht nur eine Aussage darüber, welches Virus sich im Körper der betroffenen Person befindet, sondern auch, ob es sich um eine akute oder reaktive Infektion handelt.
Hochempfindliche molekulare Verfahren ermöglichen den sicheren Nachweis einer Infektion. Für den direkten Erregernachweis wird Probenmaterial benötigt, in dem sich Viren befinden.
Prinzipiell stehen dann verschiedene Methoden zur Verfügung:
Zellkultur: Isoliert man aus dem Probenmaterial intakte Viren und bringt diese in Zellkulturen ein, können sie die Zellen infizieren und deren Morphologie (Gestalt) verändern. Dieser so genannte zytopathische Effekt äußert sich beispielsweise bei Zytomegalie-Viren in stark vergrößerten Zellen mit Einschlusskörperchen („Eulenzellen“).
Immunhistochemie: Durch immunhistochemische Methoden werden in Zell- oder Gewebepräparaten virusspezifische Proteine angefärbt, die Auswertung erfolgt dann am Mikroskop.
PCR (Polymerase-Kettenreaktion): Als eine Methode, die auch noch äußerst geringe Virusmengen nachweisen kann und dabei trotzdem sehr spezifisch ist, hat sich mittlerweile die Polymerase-Kettenreaktion (PCR) in der Routinediagnostik etabliert. Zunächst wird aus dem Probenmaterial das Erbgut (Nukleinsäure, DNS) der Viren isoliert und anschließend durch eine chemische Kettenreaktion millionenfach vervielfältigt. Jetzt ist der Nachweis, beispielsweise durch fluoreszierende Farbstoffe, sehr einfach und zuverlässig.
Von den Herpes-simplex-Viren (HSV) gibt es zwei Typen: HSV-1 und HSV-2. HSV-1 ist für die meisten Fälle von Lippenherpes verantwortlich. HSV-2 infiziert die Schleimhautzellen der Geschlechtsorgane.
Die Durchseuchung der Bevölkerung mit HSV-1 und HSV-2 ist mit rund 90 Prozent sehr groß. Die Viren befinden sich in den Haut- und Schleimhautbläschen erkrankter Personen und werden von Mensch zu Mensch über kleinste Verletzungen der Haut und Schleimhaut übertragen. Die erste Infektion (Primärinfektion) erfolgt fast immer, ohne dass die betroffene Person etwas davon bemerkt.
Beide Virustypen verbleiben lebenslang im Körper, und es kann wiederholt zum Auftreten der typischen „Herpesbläschen“ kommen. Die Abstände zwischen den einzelnen Krankheitsschüben sind individuell verschieden und nicht vorhersehbar.
Eine Herpesvirus-Infektion kann auch reaktiv sein, ohne dass die typischen Bläschen als äußeres Zeichen auftreten. Das heißt: Obwohl die betroffene Person keine Symptome verspürt, vermehren sich die Viren, werden über die Schleimhäute ausgeschieden und können auf andere Menschen übertreten.
Die Infektion mit HSV-1 im Gesichts- und Lippenbereich erfolgt gewöhnlich schon in den ersten Lebensjahren durch engen körperlichen Kontakt von Mutter und Kind, Geschwistern oder Spielgefährt:innen. Die Infektion bleibt oft unbemerkt. Hat sie stattgefunden, verbleiben die Viren lebenslang im Körper. Allerdings suchen die Viren in der Latenzphase andere Zellen auf als die primär infizierten Schleimhautzellen.
Wenn HSV-1 in die Mundhöhle gelangt ist, erkennen die Viruspartikel bestimmte Strukturen, so genannte Rezeptoren, an den Enden der Fortsätze (Axone) von Nervenzellen. Über die Rezeptoren verschaffen sich die Viren Zutritt in das Innere der Neuronen und gelangen durch die langen Nervenzellfortsätze bis in den Zellkörper, wo sich der Kern der Nervenzelle befindet.
Im Bereich des Gesichts sind viele Nervenzellen in „Knoten“ (Ganglien) des Trigeminus-Hirnnerven organisiert. In diesen Ganglien sind die Viren vor dem Immunsystem geschützt und überdauern in einem biologisch inaktiven Zustand (Latenz), ohne sich zu vermehren.
Äußere Reize wie intensive Sonnenbestrahlung, Fieber (man spricht deshalb auch von „Fieberbläschen“), Stress, hormonelle Veränderungen, aber auch körperliche Belastungen oder kleine Verletzungen können die Viren in den Nervenzellen reaktivieren. Die virale Erbinformation wird abgelesen. Zahlreiche neue Viruspartikel werden produziert. Diese „lysieren“ die Wirtszelle, die zugrunde geht, und gelangen durch den Nervenzellfortsatz wieder an die Stelle der ursprünglichen Infektion oder in unmittelbare Nähe.
Wenn die Erreger in den Epithelzellen der Haut angekommen sind, erzeugen sie Fieberbläschen an Lippen und Mundschleimhaut. Die Bläschen bleiben selten länger als einige Tage bestehen. Das Immunsystem greift die Viren im Innern der Bläschen an und zerstört sie.
Die Bläschenerkrankung ist zwar unangenehm, normalerweise aber harmlos. Nur selten kommt es zu schweren Komplikationen, etwa einer Gehirnentzündung (Herpes-Enzephalitis). Befällt das Virus die Hornhaut des Auges (Herpes corneae) kann es zu Sehstörungen bis hin zur Erblindung kommen. Gefährlich ist eine Infektion mit HSV-1 allerdings für Neugeborene und für Menschen, deren Immunsystem geschwächt ist. In seltenen, manchmal tödlich verlaufenden Fällen kann das Virus Bläschen entstehen lassen, die sich über den ganzen Körper ausbreiten.
Das Herpes-simplex-Virus Typ 2 befällt vorwiegend die Harn- und Geschlechtsorgane. Die Infektion geht mit sehr schmerzhaften Entzündungen einher, und es entstehen die typischen, flüssigkeitsgefüllten Herpesbläschen. Das Virus wird in erster Linie während sexueller Kontakte übertragen.
Eine HSV-2-Infektion ist vor allem für Neugeborene gefährlich: Sie können sich während der Geburt infizieren. Ist die Infektion der Mutter bekannt, kann eine Entbindung per Kaiserschnitt verhindern, dass das Virus auf das Neugeborene übertragen wird. Auch HSV-2 verbleibt lebenslang im Körper, die Symptome treten wie bei HSV-1 in Abständen auf, die individuell unterschiedlich sind.
Eine Herpesinfektion im Mund- oder Genitalbereich (Herpes labialis; Herpes genitalis) heilt in der Regel nach fünf bis sieben Tagen wieder ab. Virushemmende Medikamente können die Erkrankung begrenzen, abkürzen und lindern.
Das Varicella-Zoster-Virus verursacht zwei verschiedene Krankheiten: Windpocken (Varicella) und Gürtelrose (Zoster). Früher glaubte man, dass die beiden unterschiedlich verlaufenden Krankheiten auch von zwei verschiedenen Viren hervorgerufen werden. Seit den 1930er Jahren ist bekannt, dass das gleiche Virus dafür verantwortlich ist. Die „Wind“- oder „Wasserpocken“ sind weltweit verbreitet und treten zumeist im Kindesalter auf. In Deutschland kommen Windpocken unter den Infektionskrankheiten im Kindesalter, die prinzipiell durch eine Impfung vermeidbar sind, am häufigsten vor.
Die Viren dringen über den Mund in den Körper ein, vermehren sich in den oberen Atemwegen und gelangen nach einigen Tagen ins Blut. Sie befallen alle Organe und breiten sich schließlich in der Haut aus, wo sie die typischen Hautbläschen entstehen lassen. In diesem Stadium der Krankheit ist die betroffene Person sehr ansteckend. Rund drei Tage nachdem die Bläschen aufgetreten sind, hat das Immunsystem die Viren mithilfe von Killerzellen und Antikörpern beseitigt. In den darauffolgenden ein bis zwei Wochen heilen die Bläschen ab.
Eine Windpockenerkrankung verläuft in der Regel ohne Komplikationen. Selten kommt es zu einer Entzündung des Gehirns, der Lungen, des Mittelohrs oder des Herzmuskels.
Während der Schwangerschaft ist eine Windpockeninfektion jedoch gefährlich: Das Ungeborene kann Fehlbildungen davontragen, von Hautnarben bis hin zu unterentwickelten Gliedmaßen. Sehr ernst können Windpockeninfektionen auch bei Neugeborenen verlaufen.
Normalerweise ist eine Person, die einmal an Windpocken erkrankt ist, ihr ganzes weiteres Leben lang vor einer erneuten Windpocken-Erkrankung geschützt. Das Varicella-Zoster-Virus kann sich jedoch – wie alle Mitglieder der Herpesfamilie – im Körper verstecken und jahrelang in einem Ruhezustand verharren: Wenn es sich während der akuten Erkrankung in den Zellen der Haut vermehrt, befällt es auch Nervenzellen, deren Ausläufer (Axone) zum Rückenmark ziehen und Rumpf und Rücken versorgen.
Bei den meisten Menschen ruht das Virus daraufhin ein Leben lang in den Nervenwurzeln nahe dem Rückenmark, ohne sich erneut bemerkbar zu machen. Manchmal aber wird es aktiv und beginnt, sich zu vermehren. Das kann bei älteren Menschen, bei einem geschwächten Immunsystem oder starkem seelischen und körperlichen Stress geschehen. Die Viren wandern dann durch die Nervenzellfortsätze in die Haut, vermehren sich dort und lassen einen äußerst schmerzhaften Ausschlag entstehen, die „Gürtelrose“. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts erkranken etwa 20 Prozent der Bevölkerung einmal im Leben an einer Gürtelrose.
Die Krankheit beginnt mit starken, brennenden Schmerzen und Gefühlsstörungen. Zumeist ist ein streifenförmiges Hautgebiet der Brust, seltener an Bauch oder Hüfte betroffen. Oft entstehen erst einige Tage nachdem die Schmerzen eingesetzt haben, auf den entzündeten Regionen der Haut kleine, flüssigkeitsgefüllte Bläschen. Sie platzen auf und heilen ab, ohne Narben zu bilden. Die Bläschen enthalten unzählige Viren. Menschen, die an Gürtelrose erkrankt sind, sollten sich deshalb von Erwachsenen mit einer Abwehrschwäche und Kindern, die noch keine Windpocken hatten, fern halten.
Bei Menschen, deren Immunsystem sehr geschwächt ist, kann die Viruserkrankung auf andere Organe übergreifen, beispielsweise auf das Gehirn und die Gehirnhäute. Häufig wird der so genannte fünfte Gehirnnerv – die Mediziner sprechen vom „Nervus trigeminus“ – von den Viren befallen, was mit starkem Schmerzen im Gesicht einhergeht.
Wenn sich der Bereich des Trigeminus-Nervs entzündet, der zur Stirn zieht, werden oft auch die Sehnerven sowie die Horn- und Regenbogenhaut des Auges beeinträchtigt. Dieser „Zoster opthalmicus“ vermag dauerhafte Sehstörungen zu verursachen. Der „Zoster oticus“ des Ohres kann zu Taubheit führen und die Muskeln des Gesichtes einseitig lähmen.
Bei Windpocken reicht es bei unkomplizierten Krankheitsverläufen zumeist aus, die Haut mit juckreizstillendem Puder und austrocknenden Lotionen zu behandeln. Ist der Juckreiz besonders stark, verschreibt die Ärztin / der Arzt manchmal Antihistaminika. Das sind Wirkstoffe, die verhindern, dass der körpereigene Botenstoff Histamin an seinen Rezeptor bindet und so die Wirkung von Histamin vereiteln. Menschen, deren Immunsystem geschwächt ist, und Schwangeren können spezielle, gegen das Virus gerichtete, Antikörper (Immunglobuline) verabreicht werden. Gefährdete Neugeborene werden vorbeugend mit virushemmenden Medikamenten behandelt.
Eine Gürtelrose kann mit virushemmenden Mitteln (Virostatika) behandelt werden. Die Medikamente können die Vermehrung der Viren stoppen, den Krankheitsverlauf abmildern und das Abheilen der Bläschen beschleunigen. Häufig kommen auch örtliche Maßnahmen wie schmerzbetäubende und austrocknende Lösungen oder Puder zum Einsatz. Vor allem bei älteren Menschen kann die betroffene Hautregion noch Monate bis Jahre nach Auftreten des Ausschlags schmerzen. Diese Schmerzen haben sich als schwer behandelbar erwiesen.
Zytomegalie-Viren sind weit verbreitet. Der Name der Viren bezieht sich auf das Aussehen der Zellen, nachdem sie infiziert worden sind: Sie werden zu Riesenzellen (griech. cytos, Zelle; griech. megalos, groß, gewaltig) mit charakteristischen Einschlusskörperchen, weshalb man auch von der „Einschlusskörperchenkrankheit“ spricht. Auch das Zytomegalie-Virus bleibt lange Zeit, wahrscheinlich lebenslang, im Körper der Infizierten. Wo es sich aufhält, ist bislang nicht zweifelsfrei geklärt, diskutiert werden neben Gewebe und Organen auch die weißen Blutzellen.
Bei erwachsenen Menschen, deren Immunsystem intakt ist, verläuft die Infektion nahezu symptomlos. Bei Menschen mit geschwächter Abwehr (beispielsweise AIDS- und Tumorkranke) kann das Virus jedoch lebensgefährliche Erkrankungen hervorrufen. Häufig befällt es die Netzhaut der Augen mit der Gefahr einer Erblindung, das zentrale Nervensystem und die Lunge. Erwachsene infizieren sich durch Tröpfcheninfektion oder Geschlechtsverkehr, ein weiterer möglicher Übertragungsweg ist die Transplantation von Organen, die von infizierten Menschen stammen. Jede infizierte Person kann das Virus übertragen – auch Personen, bei denen sich das Virus noch nie mit Symptomen bemerkbar gemacht hat.
Nach Angaben des Robert Koch-Instituts ist das Zytomegalie-Virus in Deutschland die häufigste Ursache für vorgeburtliche (pränatale) Virusinfektionen: Etwa ein Prozent aller Neugeborenen kommt mit einer Zytomegalie-Virusinfektion zur Welt. Das Virus gelangt über das Blut und die Plazenta der Mutter in den Fötus; vor allem Infektionen in den ersten sechs Monaten der Schwangerschaft sind gefährlich. Rund 20 Prozent der vorgeburtlich (pränatal) infizierten Neugeborenen entwickeln schwere Krankheitsbilder, beispielsweise epileptische Krampfanfälle, Wasserkopf, Hirnhaut- oder Leberentzündungen oder Blutarmut. Viele Neugeborene sind bei der Geburt noch unauffällig, Innenohr und Gehirn sind jedoch bereits durch die Viren geschädigt. Erst später entwickeln sie erkennbare Krankheitszeichen wie Schwerhörigkeit oder gar Taubheit, geistige Retardierung (verzögerte Entwicklung) oder motorische Defizite. Sehr viel häufiger als die Ansteckung vor der Geburt, ist die Infektion während der Geburt (perinatale Infektion). Sie verläuft im Vergleich harmlos und geht mit Beschwerden einher, die denen einer Grippe ähneln.
Bei einer schweren Erkrankung werden speziell gegen das Virus gerichtete Antikörper verabreicht, mithilfe derer die Symptome gelindert werden können. Auch virushemmende Medikamente werden angewendet. Bei der Transplantation von Organen wird überprüft, ob die Spender:innen unter anderem Antikörper gegen Zytomegalie-Viren haben.
Das Virus trägt seinen Namen nach seinen Entdeckern Michael Epstein und Yvonne Barr. Die Wissenschaftler:innen beschrieben dieses Mitglied der Herpesvirus-Familie erstmals im Jahr 1964. Beim Menschen kann es unterschiedliche Krankheitsbilder hervorrufen.
Ein erster Kontakt mit dem Virus führt zum „Pfeifferschen Drüsenfieber“, einer Erkrankung des Lymphgewebes, die vor allem bei Kindern und jungen Erwachsenen vorkommt. Wie andere Herpesviren auch, lebt das Virus danach jahrelang im Körper, ohne Krankheitssymptome hervorzurufen (Latenz). Bei Menschen mit einem geschwächten Immunsystem kann es reaktiviert werden und eine „Leukoplakie“ (Weißschwielenkrankheit) der Zunge verursachen, die mit Schleimhautveränderungen, weißlichen Flecken und Verdickungen einhergeht. Epstein-Barr-Viren werden für bösartige Tumoren des Lymphgewebes verantwortlich gemacht, die nur in den Tropen und Subtropen vorkommen (Burkitt-Lymphome). Auch mit vor allem in Südchina vorkommenden Krebserkrankungen des Nasen-Rachen-Raumes werden die Viren in Zusammenhang gebracht.
Das nach Erstkontakt entstehende Pfeiffersche Drüsenfieber wird auch als „infektiöse Mononukleose“ oder als „Kissing disease“ (Kusskrankheit) bezeichnet. Die Ansteckung erfolgt über Tröpfcheninfektion, beispielsweise durch Anhusten, oder über den Speichel infizierter Menschen. Etwa ein bis drei Wochen nach der Ansteckung macht sich die Infektion mit hohem Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen bemerkbar. Typisch ist auch eine vergrößerte Milz, die Lymphknoten schwellen an, die Mandeln entzünden sich. Die Erkrankung dauert einige Tage bis Wochen an. Als Komplikation kann eine Entzündung der Hirnhäute oder des Herzmuskels auftreten.
Die Erkrankung heilt in der Regel innerhalb von einigen Wochen ohne eine spezifische Behandlung aus. Treten Komplikationen auf oder ist die Abwehr der Patient:innen geschwächt, werden virushemmende Medikamente eingesetzt. Ist die Infektion überstanden, besteht eine lebenslange Immunität.
Herpesmedikamente können Erkrankungen, die durch Herpes-simplex-, Zytomegalie- und Varicella-Zoster-Viren verursacht werden, vorbeugen, lindern und die Erkrankungsdauer verkürzen. Die Wirkstoffe hemmen Enzyme wie die DNS-Polymerase des Virus, die für die Vermehrung der Viren notwendig sind.
Die Viren „verstecken“ sich in den Endungen von Nervenzellen, verbleiben dort lebenslang und können durch äußere Einflüsse wie Stress, UV-Strahlen, hormonelle Umstellungen oder bei einem infolge von Krankheit geschwächten Immunsystem wieder aktiv werden. Manchmal reicht auch eine Zahnbehandlung aus, um die Viren zu reaktivieren.
Menschen, die aus Erfahrung wissen, dass Sonnenlicht bei ihnen Lippenbläschen aufblühen lässt, können sich bei intensivem UV-Licht Sunblocker auf die Lippen und rund um den Mund auftragen, um die UV-Strahlen abzuhalten. Sonst gibt es nur wenig wirkungsvolle vorbeugende Maßnahmen. Grundsätzlich gilt, sich gesund zu ernähren und das Immunsystem zu stärken.
Das Varicella-Zoster-Virus, das die Windpocken erregt, ist äußerst infektiös. Die Übertragung erfolgt durch direkten Kontakt oder indirekt durch Luftbewegungen: Der „Wind“ transportiert feinste, infektiöse Sekrettröpfchen.
Personen, die noch keinen Kontakt mit Windpocken hatten und nicht geimpft sind, können sich bei einem Gürtelrose-Patient:innen anstecken, da sie noch nicht gegen die Viren immunisiert sind. Sie bekommen dann jedoch Windpocken und nicht Gürtelrose.
Nach einer überstandenen Windpocken-Erkrankung bleibt die betroffene Person ein Leben lang vor einer erneuten Windpocken-Erkrankung gefeit. Der Erreger ist jedoch nicht aus dem Körper verschwunden, sondern hat sich in den Nervenknoten des Rückenmarks, den so genannten Spinalganglien, versteckt. Diese „Schläfer“ können irgendwann erwachen, die Nervenbahn entlang zur Körperoberfläche wandern und eine Gürtelrose verursachen.
Wie die „schlafenden“ Varicella-Zoster-Viren reaktiviert werden, ist wissenschaftlich nicht zweifelsfrei geklärt. Zu den begünstigenden Faktoren zählen Hautirritationen, Fieber, andere Infektionskrankheiten, UV-Licht, starke psychische Belastungen, Stress und die Einnahme von Medikamenten, die das Immunsystem schwächen. Besonders häufig von einer Gürtelrose betroffen sind ältere Menschen, Menschen, die unter Stress stehen, ein geschwächtes Immunsystem haben oder eine Transplantation beziehungsweise eine schwere Infektion, beispielsweise Grippe, hinter sich haben. Bei den meisten Menschen bleibt das Virus jedoch lebenslang stumm.
Es gibt wissenschaftliche Hinweise darauf, dass gegen Windpocken geimpfte Menschen weniger gefährdet sind, an Gürtelrose zu erkranken.
Die Gürtelrose kann in jedem Alter auftreten, am häufigsten betroffen sind jedoch Menschen zwischen dem 50. und 70. Lebensjahr. Wenn Kinder eine Gürtelrose bekommen, sollte eine genaue Untersuchung stattfinden, weil die Gürtelrose auf ein geschwächtes Immunsystem hinweist.
Für gesunde Erwachsene ist das Zytomegalie-Virus in der Regel harmlos, und eine spezielle Behandlung in den meisten Fällen nicht erforderlich. Für Menschen mit einem geschwächten Immunsystem kann die Zytomegalie jedoch zu einer schwerwiegenden Erkrankung werden. Besonders gefährdet sind Menschen nach einer Nierentransplantation, Menschen, die an Blutkrebs erkrankt sind, sich aufgrund einer Krebserkrankung einer medikamentösen Therapie unterziehen müssen oder an der Immunschwächekrankheit AIDS leidende Personen. Bei immungeschwächten Menschen kann über eine Impfung eine Abschwächung des Virus erreicht werden. Dann verläuft die Infektion in der Regel weniger heftig.
Eine Zytomegalie-Virus-Infektion während der Schwangerschaft kann für das ungeborene Kind lebensbedrohlich sein. Besonders häufig sind Missbildungen des Herz-Kreislauf-Systems und des Magen-Darm-Trakts, des Skeletts und der Muskeln. Bei rund 30 Prozent der betroffenen Kinder endet eine Infektion tödlich.
Am häufigsten betroffen sind junge Erwachsene. Der Altersgipfel liegt zwischen 15 bis 19 Jahren. Aber auch Kindergartenkinder und Grundschulkinder erkranken häufiger. Bei kleinen Kindern kann das Pfeiffersche Drüsenfieber wie ein schwerer fieberhafter Infekt, aber auch nahezu symptomlos verlaufen. Das verursachende Virus wird durch Tröpfcheninfektion übertragen, vor allem von Mund zu Mund („Kusskrankheit“). Ist die Infektion überstanden, ist man lebenslang vor einem erneuten Ausbruch der Krankheit gefeit.
Das erste sichtbare Zeichen der Erkrankung sind zumeist geschwollene Lymphknoten am Hals. Hinzu kommen in der Regel Unwohlsein, Müdigkeit, hohes Fieber, gelbe Beläge auf den Mandeln und eine vergrößerte Milz. Von schweren Verläufen sind insbesondere Menschen betroffen, die unter einer geschwächten Abwehr leiden, beispielsweise aufgrund einer Infektion mit dem HI-Virus.
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