1. Das Risiko, sich mit Tuberkulosebakterien zu infizieren, kann durch folgende Maßnahmen reduziert werden:
beim Husten Hand vor den Mund halten
Räume regelmäßig lüften
einen Mundschutz tragen.
2. Personen, die an offener Tuberkulose erkrankt sind, müssen so lange in Quarantäne bleiben, bis sie nicht mehr ansteckend sind.
3. Eine der wichtigsten Punkte der Tuberkulosebekämpfung ist, die Krankheit so schnell wie möglich zu erkennen. Nur dann kann rasch eine wirksame Behandlung einsetzen, die dem Betroffenen nützt. Dies ist auch der sicherste Weg, um die Ansteckung weiterer Menschen mit dem Tuberkulosebakterium einzudämmen.
4. Um zu verhindern, dass sich aus einer Infektion mit Tuberkulosebakterien später eine manifeste Tuberkulose entwickelt, kann eine so genannte präventive Behandlung erfolgen.
5. Es gibt einen Impfstoff gegen die Tuberkulose. Er wurde bereits 1921 von den beiden französischen Forschern Albert Calmette und Camille Guérin aus dem Keim „Bacille Calmette Guérin“ entwickelt. Danach trägt er seinen Namen „BCG-Impfung“. Die Wirksamkeit des Impfstoffs ist umstritten, weil er nicht sicher vor einer Ansteckung mit Tuberkulosebakterien schützen kann. Bei Kleinkindern ist er jedoch offenbar imstande, die schlimmsten Formen der Tuberkulose zu verhindern. Weil die Kindertuberkulose in Deutschland stark zurückgegangen und in seltenen Fällen schwere Nebenwirkungen auftreten können, wird die BCG-Impfung von der Ständigen Impfkommission des Robert Koch-Instituts in Berlin seit 1998 nicht mehr empfohlen. An neuen Impfstoffen gegen die Tuberkulose wird derzeit gearbeitet. Eine Strategie der Forscher ist, den herkömmlichen BCG-Impfstoff mit molekulargenetischen Tricks so „aufzurüsten“, dass die Zellen des Immunsystems aufmerksamer reagieren und die Immunantwort entschiedener ausfällt. Einige der Impfstoffkandidaten werden bereits in klinischen Studien erprobt. Die Experten rechnen jedoch nicht damit, dass vor Ablauf des nächsten Jahrzehnts ein neues Impfstoff-Schema gegen die Tuberkulose verfügbar ist.
Die Tuberkulose ist behandelbar, und sie ist heilbar. Dies setzt voraus, dass die Erkrankung früh erkannt und die Therapie konsequent bis zum Ende durchgeführt wird. Bis in die 1950er Jahre hinein wurden Tuberkulosekranke vor allem mit Liegekuren behandelt, wodurch das Immunsystem gestärkt und so in die Lage versetzt werden sollte, eigenständig gegen die Erreger vorzugehen. Erst mit Einführung der Antibiotika standen wirksame Medikamente zur Verfügung.
Medikamente gegen Tuberkulose
Heute werden vier Medikamente, die sich speziell gegen Tuberkulosebakterien richten, so genannte Antituberkulotika, gleichzeitig eingesetzt. Die Kombination ist erforderlich, weil sich die Tuberkuloseerreger nur sehr langsam vermehren und in den Tuberkeln lange inaktiv ausharren können. Die Gefahr, dass die Bakterien im Laufe der Zeit erfolgreiche Strategien entwickeln, um der Wirkung der Medikamente zu widerstehen, ist deshalb besonders hoch. Die unterschiedlich wirkenden Standardmedikamente heißen Isoniazid (INH), Rifampicin (RMP), Pyrazinamid (PZA). Sie greifen verschiedene Lebensformen des Tuberkuloseerregers an. Eine Tuberkulosebehandlung, auch „Kurzzeitchemotherapie“ genannt, dauert in der Regel sechs Monate. Werden die ärztlichen Empfehlungen konsequent und ausdauernd befolgt, besteht eine über 90%ige Heilungschance.
Kontrollierte Medikamenteneinnahme
Oftmals nehmen die Patienten die Medikamente nur unregelmäßig ein oder brechen die Behandlung verfrüht ab, weil sie sich schon nach einigen Wochen wieder gesund fühlen oder unter Nebenwirkungen leiden. Wenn die Therapie aber nicht konsequent zu Ende geführt wird, bleiben die zähesten Erreger am Leben, verursachen einen Rückfall und haben zudem Gelegenheit, auf ein anderes Ansteckungsopfer überzugehen. Um die Tuberkulosebehandlung zu verbessern, hat die Weltgesundheitsorganisation Anfang der 1990er Jahre die DOTS-Strategie eingeführt. „DOTS“ steht für „Directly Observed Treatment Short Course“ und bedeutet, dass die Patienten ihre Medikamente bis zur Gesundung unter Aufsicht von medizinischem Personal einnehmen. Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation zufolge wird weltweit heute erst einer von vier Tuberkulosepatienten in derart kontrollierter Weise behandelt. In den Regionen, in denen die Tuberkulose-Diagnostik funktioniert und in denen Erreger, die gegen die gängigen Medikamente resistent geworden sind, nur selten vorkommen, hat sich die DOTS-Strategie, als sehr erfolgreich erwiesen. Sie ist das Herzstück der weltweiten „Stopp Tb“- Initiative der Weltgesundheitsorganisation.
Gefürchtete Mehrfach-Resistenzen
In Besorgnis erregender Weise hat in den letzten Jahren die „MDR-Tuberkulose“ zugenommen. Davon sprechen die Experten, wenn Tuberkulosebakterien den beiden wichtigsten Standardantibiotika Isoniazid und Rifampicin widerstehen, also „resistent“ geworden sind (MDR = engl. Multi Drug Resistant = multiarzneimittelresistente Tuberkulose). Die Behandlung kann dann nur noch mit Medikamenten aus der „zweiten Reihe“ erfolgen, deren Nebenwirkungen stärker, deren Heilungsquoten aber geringer sind. Ein Patient, der mit multiresistenten Tuberkulosebakterien infiziert ist, muss bis zu 30 Tabletten pro Tag über einen Zeitraum von zwei Jahren einnehmen. 14 der 20 Länder mit den höchsten MDR-TB-Raten liegen in Europa und Zentralasien. In Kasachstan soll jeder zweite Tuberkulosekranke mit multiresistenten Bakterien infiziert sein. Noch beängstigender ist, dass die „XDR-Tuberkulose“ (engl. Extensively Drug Resistant) – die extrem arzneimittelresistente Tuberkulose – zunimmt. Die Heilungsaussichten bei dieser Form der Tuberkulose liegen nur noch bei etwa 30% Prozent, die Krankheit verläuft häufig sehr schwer. Statt über Jahre hinweg schleichend fortzuschreiten, können resistente Formen innerhalb weniger Wochen zum Tod des Patienten führen. Nach Erhebungen der Weltgesundheitsorganisation sind 2017 hochresistente Tuberkulosestämme in 77 Ländern der Erde aufgetaucht 1. Die Weltgesundheitsorganisation hat die XDR-Tuberkulosebakterien als ebenso gefährlich eingestuft wie das H5N1-Virus, den Erreger der Vogelgrippe.
Referenzen
1.
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