Antikörper gegen das Vergessen

Alzheimer-Patient:innen verlieren zuerst das Gedächtnis und dann ihre Persönlichkeit – so wie diese 92-Jährige. Über eine Million Menschen leiden in Deutschland an dem gleichen Schicksal – und mit ihnen ihre Angehörigen. Obwohl weltweit seit Jahrzehnten geforscht wird, gibt es keine ursächliche Therapie. Roche setzt in seinem Forschungs­pro­gramm auf Antikörper und hat einen Shuttle entwickelt, der Wirkstoffe ins Gehirn schleusen kann.

Im Gehirn der Patienten bilden sich Ablagerungen, die bei einer Positronen-Emissions-Tomografie (PET) als rote Areale sichtbar werden. Diese Plaques bestehen aus Beta-Amyloid, einem kleinen Protein, das von den Nervenzellen ausgeschieden wird und im Hirngewebe spontan Verklumpungen bildet.

Ein von Roche entwickelte Antikörper richtet sich gegen die Ablagerungen im Gehirn der Patienten. In klinischen Studien hat er bereits gezeigt, dass er die Plaques reduzieren kann.

Jetzt muss der Antikörper beweisen, dass er auch das Fortschreiten der Demenz aufhalten kann. Dazu laufen zurzeit zwei große klinische Studien, an denen weltweit rund 2000 Patientinnen und Patienten teilnehmen.

In den Studien hat sich gezeigt, dass nur ein Teil der verabreichten Dosis auch wirklich ins Gehirn gelangt. Grund ist die Blut-Hirn-Schranke, die das Gehirn vor dem Eindringen schädigender Substanzen schützt. Um diesen Schutz zu gewährleisten, sind alle Blutgefäße im Gehirn mit einer besonders dichten Wand ausgestattet. Wichtige Nährstoffe werden über spezielle Schleusen, die in den Wänden der Blutgefäße sitzen, ins Gehirn transportiert.

Jens Niewöhner hat mit seinem Team in der Roche Pharmaforschung Penzberg einen Weg gefunden, die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden – mit einem Brain-Shuttle, der Antikörper ins Gehirn schleust. Der Shuttle nutzt dazu den Transferrin-Rezeptor, der normalerweise ein eisenhaltiges Protein ins Gehirn transportiert.

Der Shuttle (blau) wird an den Fuß des Antikörpers gekoppelt. Wenn der Shuttle an den Transferrin-Rezeptor bindet, nimmt er den Antikörper als blinden Passagier mit ins Gehirn.

Produziert wird der Brain Shuttle Gantenerumab im Clinical Supply Center in Penzberg. Christoph Meiringer und Harald Hambrock haben dort den Produktionsprozess etabliert. Seit August 2019 wird der Shuttle in der Klinik getestet – zuerst an gesunden Probanden, dann an Patienten. Die Ergebnisse werden im Sommer 2020 vorliegen.

Wie genau der Brain Shuttle funktioniert, zeigt das Video.

Sie verlassen nun roche.de

Links zu Websites Dritter werden im Sinne des Servicegedankens angeboten. Der Herausgeber äußert keine Meinung über den Inhalt von Websites Dritter und lehnt ausdrücklich jegliche Verantwortung für Drittinformationen und deren Verwendung ab.