Ein therapeutischer Antikörper, verschiedene Anwendungsgebiete. Das ist durchaus keine Seltenheit, allerdings meist auf ähnliche Erkrankungen beschränkt. Ein Präparat von Roche hingegen kommt in zwei völlig verschiedenen Fachbereichen, in Onkologie und Rheumatologie, erfolgreich zum Einsatz. Der Impuls dafür, auch in eine andere Richtung zu forschen, kam von außen – und bestärkte Roche in der eigenen Unternehmensausrichtung
Die Geschichte ist reich an ihnen: Wissenschaftler, die mit eher zufällig entstandenen Entwicklungen die Welt veränderten. Zufallsprodukte mit großer Bedeutung eben.
Alexander Fleming etwa entdeckt das auf einem Schimmelpilz basierende Antibiotikum Penicillin nur, weil er eine Probe mit Bakterienkulturen liegen gelassen hatte. Georges Köhler wollte in Cambridge Grundlagenforschung in der Immunologie vorantreiben und fand nebenbei eine Methode zur
Einer jener therapeutischen Antikörper führt die Liste der Glücksgriffe fort. Obwohl er bereits in seiner ursprünglichen Bestimmung Maßstäbe setzte. Ganz zielgerichtet hatte Erfinder Roche ihn zur Behandlung von bestimmten Formen von Blutkrebs entwickelt. Der Antikörper bewirkt eine Zerstörung von B-Zellen, an deren Oberfläche das Protein CD20 – ein Rezeptor, der sich wie ein Schalter zum Abschalten der Zelle nutzen lässt – übermäßig stark auftritt.
Die Antikörpertherapie stand damals noch am Anfang – das Pharmaunternehmen wagte den Schritt in die neue
Mit Blick auf den Anfangserfolg schien das Ende der Fahnenstange zunächst erreicht. Dass der Antikörper ebenso in einer anderen Fachrichtung wichtig werden würde, verdankt die Medizin vor allem einem britischen Wissenschaftler.
Jonathan Edwards widmete sich der Erforschung rheumatologischer Autoimmunerkrankungen. Er untersuchte, warum menschliche Abwehrzellen, die den eigenen Körper vor feindlichen Viren und Bakterien schützen sollen, körpereigenes Gewebe angreifen. Bei einem Patienten mit Blutkrebs hatte er während der Therapie auch eine Besserung des entzündlichen Rheumas beobachtet. Hartnäckig vertrat er seine B-Zellen-Theorie, nach der eine Zerstörung CD20-positiver B-Zellen das Fortschreiten der rheumatoiden Arthritis aufhalten könne.
Roche stellte Edwards den Antikörper zur Verfügung und versorgte den Wissenschaftler mit Daten aus der bisherigen Forschung. Ansonsten konzentrierte sich das Unternehmen vor allem weiter auf die Onkologie. Bis der B-Zellen-Ansatz erste Früchte trug: Beflügelt von vielversprechenden Untersuchungen legte Roche Know-how und Geld für Phase-II- und Phase-III-Studien in die Waagschale.
Das Ergebnis: Der Antikörper verminderte die Krankheitsaktivität erheblich. Die körperlichen Einschränkungen nahmen zumeist deutlich ab, teilweise vollständig. Die Verträglichkeit in der Langzeittherapie erwies sich als hoch – ebenfalls ein Mehrwert für die geplagten Patienten.
Und der Mehrwert für Roche? Wenn man so will, bestätigte Jonathan Edwards mit seiner Beharrlichkeit die Strategie von Roche auf neue Weise.
Über ein Jahrhundert lang hatte das Unternehmen seinen Blick immer wieder nach außen gerichtet, sich im Sinne der Innovation nie allein auf etablierte Konzepte festgelegt und ging
Impulse von außen nimmt das Unternehmen jederzeit dankend an, nicht zuletzt, weil sie – wie im Falle des Krebspräparat-Einsatzes bei rheumatoider Arthritis – das Verständnis von Erkrankungsgrundlagen vertiefen. Und Roche nutzt seine neuen Erkenntnisse. Selbst wenn das finanziell nicht immer ertragreich ist: Obwohl das Patent des „Mehrzweck-Antikörpers“ längst abgelaufen ist, forscht das Unternehmen weiter mit ihm. Abseits der Onkologie, für Erkrankungen mit hohem medizinischen Bedarf. Die Erschließung des nächsten Behandlungsgebiets wird definitiv kein Zufallsprodukt sein.
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