Schon Aufzeichnungen aus der Antike überliefern den Kampf der Menschheit gegen den Krebs. Der griechische Arzt Hippokrates gab der Krankheit ihren Namen: Karkinos (Krebs). Der Blick in die jüngere Geschichte der Krebstherapien reicht zurück ans Ende des 19. Jahrhunderts, als die einzig denkbare Therapie bei Krebs die Operation war. In den 1890er Jahren führte der Amerikaner William Stuart Halsted die erste radikale Mastektomie durch und entfernte die von Krebs befallene Brust mitsamt den umliegenden Muskeln und Lymphknoten.

Ende des 19. Jahrhunderts gelang eine für die Krebstherapie entscheidende Erkenntnis: Strahlen durchleuchten den Körper nicht nur, sie wirken auch direkt auf ihn ein. Ließ sich der diagnostische Zweck also auf einen therapeutischen ausweiten?
Eine Reihe von Wissenschaftlern verschrieb sich der Erforschung der Strahlenbehandlung. Die erste erfolgreiche Bestrahlung eines bösartigen Tumors erfolgte 1899 in Stockholm.

Nachdem es bereits geglückt war‚ Knochen und Metall sichtbar zu machen und so Einblicke in den menschlichen Körper zu gewinnen, stellte sich bald die Frage, ob es möglich ist, von Krebs befallene Organe sichtbar zu machen. Dem Berliner Chirurgen Albert Salomon gelang ab 1913 die Aufnahme von Röntgenbildern der weiblichen Brust und die Erfassung der Lage von Tumoren.

Der Pap-Abstrich gehört heute für die meisten Frauen selbstverständlich zur Früherkennungsmaßnahme gegen Gebärmutterhalskrebs. Doch das war nicht immer so. Durch die Forschungen des griechischen Pathologen George Papanicolaou gelang es, veränderte Zellen aufzudecken, noch bevor sie sich zu Krebszellen entwickelten. Erstmals konnten Mediziner den Prozess von einer gesunden zu einer erkrankten Zelle beobachten und eine Krebserkrankung frühzeitig abwenden. 1943 machte Papanicolaou seine Erkenntnisse im Atlas der Zytologie publik.

Georges Mathé, ein Onkologe aus Frankreich, führte 1959 die erste Knochenmarktransplantation durch, und zwar an jugoslawischen Physikern, die ein Jahr zuvor bei einem Unfall in einem Kernkraftwerk schwere Strahlenschädigungen erlitten hatten. Vier der fünf Betroffenen, die den Unfall überlebt hatten, konnten durch die Transplantation geheilt werden und wären sonst ihren Verletzungen erlegen.

Besteht ein Zusammenhang zwischen der Entstehung von bösartigen Krebszellen und genetischen Veränderungen?
Diese Frage stellten sich 1960 die amerikanischen Krebsforscher Peter Nowell und David Hungerford. Das nach dem Ort seiner Entdeckung benannte „Philadelphia-Chromosom“ wurde erstmals als genetische Veränderung in Tumorzellen von Leukämiepatienten beschrieben.

Martin Arrowsmith ist der Held eines Romans von Sinclair Lewis: Er ist Arzt und Visionär. Er verschreibt sich der Erforschung neuer Therapien, um das Leid der Menschen zu mindern. Als der 17-jährige Lee Nadler diesen Bestseller der Medizinromane verschlingt, ist ihm klar, dass auch er Arzt werden möchte. 1979/80 entdeckt er das CD20 Antigen und legt damit die Basis für die Entwicklung therapeutischer Antikörper für die Behandlung von Lymphomen.

Wie bringt man das Immunsystem dazu, gezielt Tumorzellen zu bekämpfen und dabei gleichzeitig gesunde Zellen zu verschonen? Dafür bedarf es eines Antikörpers, der sich ausschließlich an spezifische Krebszellen bindet und sie vernichtet. Die beiden Immunologen an der Universität Cambridge, César Milstein und sein Postdoktorand Georges Köhler suchten in den Siebzigerjahren nach einem Prinzip, diese Antikörper herstellen zu können – sie fanden es und erhielten dafür 1984 den Nobelpreis für Physiologie und Medizin.

Die von Köhler und Milstein geleistete Vorarbeit zur Herstellung von Antikörpern führte der Deutsche Axel Ullrich zusammen mit dem Amerikaner Dennis Slamon Ende der Achtzigerjahre fort. Sie zeigten, dass Antikörper Tumorzellen nicht nur identifizieren, sondern auch Rezeptoren deaktivieren und Signalketten unterbrechen können. Sie widmeten sich der maßgeschneiderten Therapie für die aggressive Form von Brustkrebs mit dem Onkogen HER2. Zusammen forschten sie nach einem Antikörper, der heute vielen Brustkrebspatientinnen mit HER2-positivem Brustkrebs zugute kommt.

Der erste Antikörper zur Behandlung von follikulären Lymphomen wird in Deutschland zugelassen und markiert den Beginn eines neuen Kapitels gegen den Lymphdrüsenkrebs. Vor allem für Non-Hodgkin-Lymphome, bei denen die Chemotherapie allein keine Wirkung erzielt, gilt, dass der die Lymphomzellen gezielt angreifen und zudem empfindlicher für die Chemotherapie machen kann. Bei einigen Krebserkrankungen, insbesondere bei Lymphomen, aber auch bei Brustkrebs und Darmkrebs gilt die Antikörpertherapie neben Bestrahlung und Chemotherapie seither als Standardtherapie.

Der erste Antikörper zur Therapie gegen Brustkrebs wird in Deutschland zugelassen und markiert den Beginn eines neuen Kapitels in der Bekämpfung von soliden Tumoren. Gerade für HER2-positiven Brustkrebs war dies ein wichtiger Fortschritt , der die Prognose der betroffenen Frauen deutlich verbesserte. Heute wird der Antikörper als Standardtherapie sowohl im frühen als auch im fortgeschrittenen Stadium des HER2-positiven Brustkrebses eingesetzt und ist Kombinationspartner für weitere Therapien.

Die Entschlüsselung des menschlichen Genoms ist ein großer Schritt für die Krebsforschung. Auf Basis dieser Informationen untersuchen Wissenschaftler, welche Genveränderungen an der Krebsentstehung beteiligt sind, denn der wichtigste Unterschied zwischen einer normalen Zelle und einer Krebszelle besteht in genetischen Veränderungen, die für das typische Verhalten von Krebszellen verantwortlich sind. Im sollen diese Genmutationen nun erfasst werden.

Mit dem ersten Welt-Krebs-Tag rücken die Initiatoren – unter ihnen die Union internationale contre le cancer
(UICC) und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) – die Erkrankung stärker ins Bewusstsein der Menschen. Das Motto lautet: „Mein Kind bedeutet mir alles“. Seitdem informieren Patientenverbände, Gesundheitsbehörden sowie Forschungs- und Therapiezentren jedes Jahr am 4. Februar über die Möglichkeiten von Vorbeugung, Früherkennung, Diagnose und Therapie bei Krebserkrankungen.

Ein kleines Molekül macht große Hoffnung: Mit der Entdeckung der Bedeutung molekularer Mechanismen für die Entstehung von Krebs konnten Wissenschaftler in den vergangenen Jahren einen entscheidenden Grundstein
für die Erforschung neuer Therapien legen. Davon profitieren jetzt auch Patienten mit schwarzem Hautkrebs, für die es bisher nur wenig Hoffnung gab. Grundlage dieser neuen zielgerichteten Therapie beim Melanom ist ein „small molecule“ – ein kleines Molekül –, das direkt in der Tumorzelle in Wachstumsvorgänge eingreift und Signalwege blockiert.

Obwohl große Fortschritte in der Behandlung von Krebs erreicht wurden, ist er noch immer die zweithäufigste Todesursache in Deutschland. Angesichts des demografischen Wandels wird die Zahl der Betroffenen in den kommenden Jahren weiter steigen. Mit dem „Gesetz zur Weiterentwicklung der Krebsfrüherkennung und zur Qualitätssicherung durch klinische Krebsregister“ – kurz Krebsfrüherkennungs- und -registergesetz (KFRG) – will die Bundesregierung richtungsweisende strukturelle Maßnahmen zur Verbesserung der Krebsfrüherkennung und der Qualität in der onkologischen Versorgung auf den Weg bringen.

Heute überleben mehr Menschen als je zuvor eine Krebserkrankung. Die großen Fortschritte in Wissenschaft und Medizin sowie in den Bereichen Früherkennung, Diagnostik, Therapie und Nachsorge haben die die Chancen für Patienten mit Krebs seit den 1970er Jahren entscheidend verbessert. So kann inzwischen sogar mehr als die Hälfte der Patienten mit einer dauerhaften Heilung rechnen.

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