„Manchmal schaffen wir beinahe Unmögliches“

In der Fertigung von Arzneimitteln und Diagnostika braucht es reibungslose Produktionsprozesse. Vollautomatisierte Prozesse. Genau dann schlägt die Stunde der

Innovationsschmiede Manufacturing Service & Technology vom Hightech-Campus Mannheim. Die Technikexperten aus Leidenschaft Ronald Hofstadt und Andreas Trapp über Prestigeprojekte, Rückschläge und den Wert globaler Zusammenarbeit.

Was macht die Arbeit bei Roche Manufacturing Service & Technology aus?

Hofstadt: Unsere Hauptfrage: Wie kann ich die manuelle Produktion in eine automatisierte umwandeln. Im Mittelpunkt stehen bei uns Lösungen, die sich nicht von der Stange kaufen lassen. Bei uns geht es um die Erstentwicklung eines Automationsverfahrens. Unser Ansatz: Simultaneous Engineering. Zum einen greifen wir sehr früh auf ein Funktionsmuster, eine Art Tischmodell zurück, um die Umsetzbarkeit der komplexesten Prozesse zu belegen. Ebenso führen wir Machbarkeitsstudien durch. Zum anderen baut unser Team parallel bereits Maschinen – dadurch sparen wir Zeit, Ressourcen und Geld.

Was sind die aktuellen Vorzeigebeispiele?

Hofstadt: Für unsere Gewebediagnostik-Kollegen in Tucson, Arizona haben wir vollautomatisch einen Einwegspender zusammengebaut, der Gewebe mit einer Prüfsubstanz zum Nachweis von Krebs beträufelt. Dieser Spender bestand aus 14 Kleinstteilen – niemand am Markt war bereit, sich der hochkomplexen Aufgabe der Automatisierung anzunehmen. Wir setzten einmal mehr auf Simultaneous Engineering: Zunächst prüften wir im Funktionsmuster jeden Teilschritt, den es zur vollautomatischen Montage brauchte, auf seine Umsetzbarkeit. Parallel dazu entwickelten wir die entsprechende Anlage. Und die steht heute in Tucson.

Ein weiteres Highlight…

… dürfte die

cobas Plasma Separation Card sein, durch die HIV-Testergebnisse in Entwicklungsländern aus abgelegenen Gebieten auch ungekühlt in Labore gelangen können.

Trapp: Richtig. Die Maschinen, auf der die Karte produziert wird, sind in Mannheim entwickelt worden. Ohne diese Eigenentwicklung würde es heute keine cobas Plasma Separation Card geben. Alles in allem war das Projekt eine unglaublich starke Teamleistung. Allein in Mannheim zogen Mitarbeitende verschiedener Bereiche an einem Strang. Dazu gab es einen fruchtbaren Austausch mit den Standorten in Rotkreuz und Pleasanton. Aber mich macht noch etwas ganz anderes stolz.

Was genau macht Sie stolz?

Trapp: Das Team arbeitete unermüdlich – und zwar für eine gute Sache. Durch die PSC können wir beispielsweise dazu beitragen, einen echten Teufelskreis zu durchbrechen: Durch einen validen Test, den die Karte sicherstellt, kann man eine aidskranke werdende Mutter so behandeln, dass sie ihr Kind nicht mehr anstecken kann.

Gibt es denn auch Rückschläge in Ihrer Arbeit?

Trapp: Niemand ist vor Rückschlägen gefeit. Aber Machbarkeitsstudien gehören bei uns nicht umsonst zum Einmaleins. Sie schützen uns vor größeren Fehlentwicklungen. Dennoch wurde mein Tüftlerherz letztens bei einem Automatisierungsauftrag für ältere Maschinen zur Medikamentenabfüllung auf die Probe gestellt. Die Anlagen taten zwar ihren Dienst, konnten jedoch keine hundertprozentig automatische Füllmengenkontrolle vorweisen. Wir fanden letztlich eine technisch sehr anspruchsvolle Lösung, die beim Produzenten auf wahre Begeisterung stieß. Am Ende kam man jedoch zum Schluss, dass sich eine neue Maschine mehr rechnen würde. Einerseits schade, andererseits verständlich – im Zweifel ist die moderne Anlage die bessere Wahl.

Genießt die Mannheimer Einheit Manufacturing Service & Technology eine besondere Rolle im Roche-Universum?

Hofstadt: Jede wertschöpfende

Innovation , die wir liefern, ist das Produkt einer engen Zusammenarbeit mit den Unternehmensteilen, die an uns herantreten. Wir verstehen uns da immer als ein Teil des Gesamtpakets. Durch unser Netzwerk und den Hightech-Campus Mannheim haben wir derart viel Expertise, dass wir manchmal beinahe unmögliche Dinge schaffen. Beispiel Accu-Chek Mobile: Hier musste vollautomatisch ein Testfeld auf ein dünnes Band geklebt werden. Alle Etikettierfirmen sagten uns: Das wird nicht klappen. Das gibt einem schon zu denken. Einfach aufgeben wollten wir aber auch nicht, also haben wir das Problem dennoch in Angriff genommen. Und was soll ich sagen: Es hat geklappt.

Profitieren Sie von der globalen Struktur von Roche?

Hofstadt: Unbedingt. Man darf den deutschen Ingenieur auch durchaus hinterfragen. Denn Topniveau gibt es woanders ebenso. In Deutschland nähern wir uns Innovation oft mit einem sehr fachgetriebenen Ansatz. Hier und da tut eine pragmatischere Herangehensweise gut.

Und wie steht es um den Einfluss, den der Ingenieursnachwuchs hat? Findet Roche in Zeiten des Fachkräftemangels überhaupt noch geeignete Bewerber?

Hofstadt: Der demographische Wandel betrifft uns wie viele andere Unternehmen auch. Eine unserer Herausforderungen besteht darin, zu vermitteln, dass Roche enorm spannende und vielfältige Aufgaben für Ingenieurebietet. Das ist gerade bei diesen Zielgruppen teils wenig bekannt. Aus diesem Grund arbeiten wir in studienbegleitenden Programmen eng mit den dualen Hochschulen in der Region zusammen. Zudem sucht das Unternehmen auch Ingenieure mit mehr Berufserfahrung, die wir gezielt über Fachmagazine, Messen oder Netzwerke ansprechen.

Und dabei ist Roche mittlerweile bestens etabliert. Wie sah das denn bei Ihnen beiden aus?

Trapp: Nach meinem Umzug nach Mannheim, arbeitete ich zunächst fünf Jahre in einem anderen Großunternehmen der Region. Damals fuhr ich oft schon bei Boehringer, dem Vorgängerunternehmen von Roche in Mannheim, vorbei und sagte mir: Sieht klasse aus, aber so einen wie mich brauchen sie hier gar nicht. Ein paar Jahre später überzeugte mich dann ein Freund vom Gegenteil. Die Möglichkeiten waren und sind immer noch schier unbegrenzt.

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