Monoklonale Antikörper in der Therapie

Kleine Helden auf großer Mission

Zugegeben, der Begriff „monoklonale Antikörper“ lässt nicht unbedingt Potenzial für große Geschichten vermuten. Und doch steckt eine Menge Science Fiction drin. Denn obwohl das Verfahren zur Herstellung der Eiweißmoleküle bereits in den 1970er Jahren entstand, werden sie die Zukunft der Medizin prägen und gehören ohne Frage zu den

Glanzpunkten der Krebstherapie. Monoklonale Antikörper sind sozusagen künstlich erzeugte, aus derselben Mutterzelle geklonte Lebensretter, die dort übernehmen, wo der Mensch allein nicht weiterkommt. Und je nach Schwierigkeit der Mission braucht es unterschiedliche Spezialtypen von ihnen. Aber der Reihe nach.

Das menschliche Immunsystem ist gegen Eindringlinge eigentlich gut gerüstet. Gegen Krankheitserreger wie Viren, Bakterien oder Gifte bildet unsere natürliche Abwehr Antikörper. Diese identifizieren an den Eindringlingen sogenannte Antigene – meist Eiweiße, die sich an der Oberfläche der Fremdstoffe befinden –, docken an diese an und markieren sie. Das Immunsystem kann dadurch eingedrungene Strukturen erkennen und zerstören.

Schwere Erkrankungen wie Krebs sind indes ein oftmals zu mächtiger Gegner für unsere natürliche Abwehr. Krebszellen tarnen sich – zum Beispiel, indem sie eine falsche Identität vortäuschen oder sich unsichtbar machen. Kurz: Die Antigene auf den Tumoroberflächen sind für körpereigene Antikörper kaum fassbar.

Die Bedrohung: Wie der Krebs die natürliche Abwehr überfordert

In Science-Fiction-Abenteuern sucht der Mensch mitunter die Unterstützung durch künstliche Intelligenz, die auf ein bestimmtes Missionsziel programmiert ist.

Und auch bei der Bekämpfung von Krebs kommen – neben Chemotherapien und Operationen – längst künstliche Helfer mit Spezialfähigkeiten zum Einsatz: therapeutische monoklonale Antikörper. Sie werden gezielt für die Erkennung bestimmter Antigene oder das Tumorwachstum fördernde Eiweißstrukturen hergestellt. Dabei variieren sie aber durchaus in ihren Spezialfähigkeiten.

Therapeutische Antikörper: „Die Künstliche Intelligenz“ übernimmt

Eine Gruppe monoklonaler Antikörper konzentriert sich einzig auf die Aufgabe, der ihre körpereigenen Pendants bei Tumoren nicht nachkommen können: Sie spüren Antigene auf, heften sich an diese und fordern die „Eingreiftruppen“ des Immunsystems an. Nach diesem Prinzip funktioniert etwa ein spezieller Antikörper zur Behandlung des Non-Hodgkin-Lymphoms, einer Blutkrebs-Form. Dabei markiert er das sogenannte CD20-Antigen, das sich an der Oberfläche erkrankter B-Lymphozyten befindet.

Eine eher jüngere Generation dieser Antikörper verbirgt sich hinter dem nüchternen Begriff HER2-Dimersierungs-Inhibitor (HDI). Dieser sucht zusätzlich eine weitere Bindungsstelle und verhindert auf diese Weise die Paarbildung der Rezeptoren – dies hemmt die Wachstumssignale noch effektiver. HDI finden zum Beispiel bei der Behandlung von Brust- und Magenkrebs Anwendung, bei denen es eine starke Erhöhung der HER2-Rezeptoren an der Tumoroberfläche gibt.

Die Blockade-Funktion spielt auch bei den sogenannten Angiogenesehemmern eine zentrale Rolle. Bei Dick- und Enddarmkrebs beispielsweise besetzen diese Typen von therapeutischen Antikörpern den VEGF-Rezeptor. Jenes Protein regt das Wachstum von Blutgefäßen an, die Tumorzellen mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgen.

Monoklonale Antikörper als Kundschafter

Indem sie Signalwege blockieren und das körpereigene Abwehrsystem aktivieren, gehen Antikörper weitaus eleganter vor als Zytostatika, Medikamente, die bei Chemotherapien auch gesundes Gewebe zerstören. Allerdings können beide Therapeutika gemeinsam ein enorm schlagkräftiges Team bilden. Ein Team mit dem etwas sperrigen Namen „Antikörper-Wirkstoff-Konjugat“.

Monoklonale Antikörper als Navigatoren

Von jeder künstlichen Intelligenz wird es irgendwann eine weiterentwickelte Version geben. Und auch bei monoklonalen Antikörpern wächst derzeit eine neue Generation heran. Eine Generation von Hybriden. Sogenannte bispezifische Antikörper besitzen zwar die gleiche Struktur wie die „normalen“ Versionen, setzen sich allerdings aus zwei monoklonalen Antikörpern zusammen und binden daher an zwei unterschiedliche Rezeptoren. Ein entscheidender Durchbruch, schließlich können mehrere Proteine Signale für ein Wachstum von Krebszellen aussenden. Der Zusatznutzen ist immens: Zum Beispiel für die

Immuntherapie bei Krebs. Dabei könnte sich der Antikörper mit einem Arm an die Krebszelle und mit dem anderen an eine gegen diese gerichtete Immunzelle heften.

Mit unserer CrossMAb-Technologie haben wir ein besonders fortschrittliches Verfahren zur Herstellung bispezifischer Antikörper entwickelt. Mehr noch: Wir haben bereits Antikörper mit vier Bindungsstellen vorbereitet. Stoff für die nächste große Geschichte – aber eben längst keine Fiktion mehr.

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