Dass es unterschiedliche gesellschaftliche Ansprüche und Erwartungen an Männer und Frauen beziehungsweise Väter und Mütter gibt und gerade Führung in höheren Ebenen eher männlich geprägt ist, ist nichts Neues.
Auch wenn der Anteil der Väter in Elternzeit in den vergangenen Jahren zugenommen hat, sind es überwiegend Mütter, die nach der Geburt des Kindes in Elternzeit gehen. Da das Gehalt des Mannes oft das höhere ist, kommen Paare schnell zu der Entscheidung, dass die Frau nach der Geburt zuhause bleibt. So ist die Aufteilung von Arbeit im familiären Rahmen aus Geschlechterperspektive oft ungleich verteilt - in der Gesellschaft gesamt, aber auch bei Roche. Wer denkt, dass der Wunsch nach einer Änderung dieses Zustands reine Frauensache ist, der irrt: Viele Väter wünschen sich mehr Zeit für ihre Kinder.(1) Somit ist der Wunsch nach mehr Partnerschaftlichkeit hinsichtlich Familienarbeit und Erwerbstätigkeit oft ein Anliegen beider Elternteile.
Im Jahr 2021 führte Roche in Deutschland eine Umfrage zu Inklusion durch. Die Ergebnisse zeigen: Teilzeitmitarbeitende, welche mehrheitlich weiblich sind, empfinden ihre Karrierechancen als geringer im Vergleich zu Vollzeit-Mitarbeitenden. Gleichzeitig erkennen Mitarbeitende aller Geschlechter die Unterrepräsentation von Frauen in Führungspositionen als Herausforderung an.
Auch an dieser Stelle decken sich die Ergebnisse im Roche Kontext mit der Datenlage nationaler Studien: Während die Gehälter von kinderlosen Frauen und Männern in Deutschland gleich sind, ergibt sich nach der Geburt für Frauen ein massiver Einbruch in der Gehaltsentwicklung - mit Langzeit Einbußen von teilweise über 60 Prozent. Grund dafür ist, dass die Mütter nach der Elternzeit oft in Teilzeitmodellen mit stark reduzierter Arbeitszeit - klassischerweise 50% - arbeiten und dadurch geringere Chancen auf Stellen und Tätigkeiten mit Potential zur Karriereentwicklung haben. Meist hält dieser Zustand an, bis die Kinder erwachsen sind und die Talente verharren auf derselben Hierarchiestufe. Karriere Aufstiege sind in der 50%-igen Teilzeit nach dem Mutterschutz selten, weshalb die deutschen Führungsriegen nicht selten von Männern oder kinderlosen Frauen geprägt sind.
Das möchten wir bei Roche ändern - unter anderem mit einer Projektidee die einst beim informellen Austausch dreier Kolleginnen in der Kaffeeküche entstand und im Herbst 2021 zur Realität wurde: DasElternPlus Programm.
DasElternPlus soll unseren Mitarbeitenden die geteilte Kinderbetreuung erleichtern und somit das Ungleichgewicht beheben. Das Prinzip ist simpel und bundesweit einzigartig: Als erster Arbeitgeber Deutschlands bieten wir bei Roche eine finanzielle Förderung, wenn beide Eltern in den ersten vier Lebensjahren ihres Kindes gleichzeitig, für mindestens 12 Monate in vollzeitnaher Teilzeit (70-80%) arbeiten. Arbeiten beide jeweils 28-32 Stunden in der Woche erhalten sie eine einmalige Zahlung von 10.000 Euro für Tarif-Mitarbeitende bzw. 15.000 Euro für AT-Mitarbeitende von Roche - auch wenn nur ein Elternteil bei Roche arbeitet. Dies soll einen finanziellen Ausgleich für die reduzierte Arbeitszeit beider Eltern schaffen.
Wir glauben, dass der finanzielle Anreiz die Hürde “Karriereknick Kind” senken kann, da sie am Kern der Problematik ansetzt und dort wo Familien es unmittelbar im Alltag spüren: an der Zeit und am Geld. “Kinder sind unsere Zukunft und Eltern unsere Gegenwart. Wir schaffen Wettbewerbs-Gerechtigkeit zwischen Müttern und Vätern und damit die Voraussetzung dafür, dass alle die gleichen Chancen auf Job, Karriere und Verwirklichung bekommen”, so Silke Heinrichs, Verantwortliche für Diversity & Inclusion bei Roche in Deutschland, die die Einführung des DasElternPlus mitverantwortet hat.
Das Pilotangebot startete im September 2021 mit einer Laufzeit von 24 Monaten. Im Piloten kann die Unterstützung von allen Mitarbeitenden beantragt werden, deren Kinder nach dem 1. Januar 2020 geboren sind. Die ersten Anträge gingen umgehend ein, gefolgt von vielen Anfragen nach weiterer Beratung und einem positiven Feedback der Mitarbeitenden:
Auch die große Medienresonanz auf diese Idee zeigt, dass wir hiermit einen gesellschaftlichen Nerv getroffen haben. Das Projekt ist eine Innovation am deutschen Arbeitsmarkt, die Roche den deutschen Personalwirtschaftspreis 2021 in der Kategorie “Talent Management” gesichert hat.
Die finanzielle Förderung soll nicht nur den Wegfall eines Gehaltsteils ausgleichen sondern gleichzeitig auch Anreiz für eine neue Denkweise sein und zu einer Kulturänderung beitragen: Nicht nur Mütter sind für die Versorgung der Kinder zuständig, sondern gleichermaßen die Väter. Die ausgeglichene Aufteilung negiert die veraltete Rollenzuweisung von Frauen als “Caretaker” und Männern als “Breadwinner”. Mütter können sich die Chance bewahren, im Beruf durchzustarten. Väter haben die Möglichkeit, sich aktiver in der Kinderbetreuung einzubringen.
“Wir leisten einen Beitrag dazu, auch dort den Dialog über neue Denkweisen zum Thema Teilzeit anzuregen – erneut auch aus Perspektive der Männer, welche wir als fortschrittliches Unternehmen mit ihrem Wunsch nach mehr Partnerschaftlichkeit bestärken möchten. Mit unserem Vorgehen wird vollzeitnahe Teilzeit für alle realistisch, da wir zeigen, dass es vom Management akzeptiert und sogar gefördert wird. Wir werden als mutiges, unkonventionelles und fortschrittliches Unternehmen wahrgenommen, das Worten Taten folgen lässt und Geld in die Hand nimmt”, so Andreas Schmitz, bis 31. Mai 2022 Arbeitsdirektor und Mitglied der Geschäftsführung, Roche Deutschland Holding.
Incentivierung/Förderung einer partnerschaftlichen Aufteilung von Erwerbs-und Familienarbeit
Simples Konzept mit transparentem Förderbetrag: bis zu 15.000 Euro Einmalzahlung bei 12 monatiger gemeinsamer vollzeitnaher Teilzeit der Eltern von Kindern bis zu 4 Jahren
Sicherung der finanziellen Unabhängigkeit während der Elternzeit
Stärkung der Chancengleichheit und Wettbewerbs Gerechtigkeit von Frauen und Männern
Bessere Teilhabe beider Partner am Leben ihrer Kinder
Quellen
(1) Juncke, David (Dr.); Braukmann, Jan; Krämer, Lisa; Stoll, Evelyn: Väterreport. Update 2021, 1. Auflage, Berlin, 2021.
Links zu Websites Dritter werden im Sinne des Servicegedankens angeboten. Der Herausgeber äußert keine Meinung über den Inhalt von Websites Dritter und lehnt ausdrücklich jegliche Verantwortung für Drittinformationen und deren Verwendung ab.