3. Eindämmung des Infektionsgeschehens durch Tests

Bisherige Studienlage zum Reduktionsbeitrag von Tests im Überblick

  • Zum einen können Tests durch die Aufdeckung von asymptomatischen oder milden Verläufen erst einmal die Zahl der gemeldeten Infektionen erhöhen und nur die Dunkelziffer reduzieren. Einen Hinweis auf einen Beitrag der Tests zur Reduktion derDunkelziffergeben seroepidemiologische Studien (für einen Überblick siehe hier

    ). Diese zeigen für den ZeitraumvorErweiterung der Nationalen Teststrategie um Antigenschnelltests eine Untererfassung um den Faktor 4 bis 6. StudiennachErweiterung der Nationalen Teststrategie gehen hingegen davon aus, dass es „nur“ etwa doppelt so viele Infizierte gab, als offiziell gemeldet.

  • Zum anderen wirkenweitere Faktorenauf das Infektionsgeschehen, bspw. Jahreszeit, Impfquote, Maskenpflicht, Hygiene- und Abstandsregeln sowie Kontakt-, Mobilitäts- und Wirtschaftsbeschränkungen (Lockdowns), sodass Wirkungen von Tests nicht unmittelbar beobachtet werden können.

Aufgrund der Wirkung der Tests auf die Dunkelziffer sowie der Vielzahl simultaner Einflussfaktoren reicht eine bloße Betrachtung von Testaufkommen und gemeldeten Infektionen zur Bestimmung des Reduktionsbeitrages von Tests nicht aus. Vielmehr muss der Beitrag von Tests zur Senkung der Infektionszahlen mit Hilfe von (epidemiologischen)Modellen bzw. Simulationengeschätzt werden. Nur so ist es möglich, den Effekt der Testung auf das Infektionsgeschehen von anderen Ereignissen, die in empirischen Daten zeitgleich auf die Infektionszahlen wirken, zu separieren.

Die bisherige Forschung legt nahe, dass Antigenschnelltests und PCR-Tests – je nach Annahmen, Zeitraum und Rahmenbedingungen – dasInfektionsgeschehen um 20 bis 70 Prozent reduzierenkönnen (Kasten). Um Unsicherheiten – auch mit Blick auf künftige Entwicklungen und die fortschreitende Immunisierung – Rechnungen zu tragen, berücksichtigen wir in unseren Berechnungen die gesamte Bandbreite der möglichen Reduktionswirkungen in drei separaten Rechnungen. Dabei unterstellen wir, dass die Reduktionswirkung innerhalb der Berechnungen über den betrachteten Zeitraum konstant bleibt.

Der mittlere Effekt von Tests zur Eindämmung des Infektionsgeschehens beruht auf Schätzungen von

Gabler et al. (2021) , die wir für die Berechnungen für Deutschland als besonders belastbar erachten. Hierfür spricht zum einen der relativ lange Beobachtungszeitraum und zum anderen die isolierte Betrachtungsweise der Reduktionswirkung durch die Corona-Testung neben den Effekten der Saisonalität und der Impfung.

Testungen ermöglichen Infektionen nachzuweisen und helfen durch frühzeitige Isolation der infizierten Personen, weitere Ansteckungen zu vermeiden und das Infektionsgeschehen im Zeitverlauf einzudämmen. Dieser Effekt wird in den Statistiken jedoch nicht sofort ersichtlich:

Quelle: eigene Darstellung

Die Bedeutung von Tests als Maßnahme zur Reduktion des Infektionsgeschehens wird von vielen Studien hervorgehoben (z. B.

Mercer et al. 2021, Mbwogge 2021, Lopes-Júnior et al. 2020). Zum Reduktionsbeitrag von Testungen liegen jedoch nur wenige belastbare Schätzungen vor.

Dergeringe Effektorientiert sich vor allem an

Bosetti et al. (2020), die anhand von Daten aus Frankreich für den Zeitraum Januar 2020 bis Januar 2021 den Einfluss von Massentestungen auf das epidemiologische Geschehen untersuchen. Die Autoren berechnen auf Basis von Simulationen eine Reduktionsspanne von 20 bis 30 Prozent nach einer Runde Massentestungen. Die Werte gelten nur unter optimalen Annahmen, wie etwa, dass infizierte Personen in 90 Prozent der Fälle auch positiv getestet werden und die weitere Übertragung durch anschließende Selbstisolation um 70 Prozent reduziert wird. Da dies den minimalen Reduktionsbeitrag von Testungen abbildet, nutzen wir für unsere Schätzungen mit20 Prozentden unteren Rand der Reduktionsspanne.

Zu ähnlichen Ergebnissen kommen

Kahanec et al. (2021). Sie schätzen einen Reduktionswert von 25 bis 30 Prozent mit Daten für Massentestungen (Antigenschnelltests) in der Slowakei von Ende Oktober bis Anfang November 2020. Das Ergebnis bezieht sich auf den Reduktionsbeitrag einer Runde Massentestungen nachdem eine Woche zuvor bereits eine Massentestung erfolgt ist. Der Reduktionsbeitrag der Massentestung fällt in der ersten Runde aber vermutlich höher aus. Jedoch umfasst das Ergebnis von Kahanec et al. (2021) die zusätzliche Wirkung von weiteren zeitgleich geltenden politische Maßnahmen zur Eindämmung des Infektionsgeschehens, wie Mobilitätseinschränkungen, Schulschließungen und Einschränkungen in der Innengastronomie. Der reine Effekt der Testung liegt hier vermutlich unterhalb des errechneten Reduktionswertes. Ebenfalls einen ähnlichen Reduktionswert (29 %) weisen Dimeglio et al. (2021) für die Verwendung von PCR-Tests aus. Der Reduktionswert bezieht sich allerdings nur auf eine relativ kurze Zeitspanne (Februar bis März 2021) und eine bestimmte Region (Toulouse).

  • Geringer Effekt

Der mittlere Effekt orientiert sich vor allem an

Gabler et al. (2021) , die die Effektivität verschiedener Strategien zur Eindämmung des Coronavirus untersuchen. Die Autoren schätzen ein agentenbasiertes Simulationsmodell, das sich auf Daten für Deutschland von Mitte September 2020 bis Ende Mai 2021 stützt. Unter Beachtung weiterer Einflussfaktoren (z. B. Saisonabhängigkeit, Virusvarianten) zeigen die Schätzungen einen Reduktionsbeitrag von 41 Prozent für PCR-Tests und Antigenschnelltests. Zusätzlich werden die Effekte der Saisonalität und der Impfung betrachtet und quantifiziert. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommen Wilmes et al. (2021) für PCR-Tests in Luxemburg in der Zeitspanne von Ende Mai bis Mitte September 2020. Die Autoren errechnen ebenfalls mit Hilfe eines agentenbasierten Simulationsmodells einen Reduktionswert von 42,9 Prozent. Dieses Ergebnis wurde jedoch nicht um weitere zeitgleich gültige politische Maßnahmen bereinigt.

  • Mittlerer Effekt

Der maximale Effekt orientiert sich an

Pavelka et al. (2021), die – wie Kahanec et al. (2021) – Massentestungen mit Antigenschnelltests in der Slowakei zwischen Ende Oktober und Anfang November 2020 untersuchen. Die Autoren schätzen, dass das Infektionsgeschehen nach zwei Runden von Massentestungen innerhalb von einer Woche um 58 bis 70 Prozent reduziert werden konnte. Wird das Modell um geographische Cluster, Unterschiede in den Teilnahmeraten und die epidemiologische Situation korrigiert, resultiert ein Reduktionswert von 70 Prozent durch die Massentestung. Dieser umfasst jedoch zusätzlich die Auswirkungen von Isolierung und Quarantäne von Haushaltsmitgliedern positiv Getesteter. Aufgrund des reinen Beobachtungscharakters der Studie kann die Reduktionswirkung der Testung nicht klar von der Wirkung anderer Interventionsmaßnahmen, die in dem Beobachtungszeitraum galten, wie etwa Ausgangsbeschränkungen, Maskenpflicht und Mindestabstand, isoliert werden.

  • Hoher Effekt

Studien zum Reduktionsbeitrag von Testungen

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