Die Corona-Pandemie wirft Fragen auf: In welcher Gesellschaft möchten wir künftig leben und was wollen wir unseren Kindern und Enkelkindern überlassen? Wie wichtig ist uns Gesundheit? Wie stellen wir uns unser Privatleben, unser Arbeitsleben sowie unser gesellschaftliches Zusammenleben in Zukunft vor?
Bei der Suche nach Antworten gewinnen Themen wie Nachhaltigkeit und Resilienz für die Gesellschaft zunehmend an Bedeutung. Als Unternehmer:innen stehen wir aber auch in der Verantwortung, mutig voranzugehen und neue Arbeitsweisen und Arbeitswelten zu ermöglichen, um Kollaborationen zwischen Wissenschaft, Wirtschaft, Verwaltung und Politik zu stärken. Es geht darum, Wissen und Erfahrung in Produkte zu überführen. Die Pandemie hat bewiesen: Wirtschaftlicher und gesundheitlicher Fortschritt bedingen einander und sind auch essentiell für den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft.
Aus unserer Sicht sollte sich die Bedeutung und der Erfolg jeder unternehmerischen Aktivität an dem Zusammenspiel von Ökonomie, Ökologie und Sozialem messen lassen. So messen wir neben dem unternehmerischen Erfolg (z. B. Umsatz, Profit, Investitionen, Unternehmenswert) auch, wie wir mit den eingesetzten Ressourcen umgehen (z. B. CO2-Reduktion durch Nutzung erneuerbarer Energien) sowie den Beitrag für die Gesellschaft (z. B. Beschäftigungsgrad, Ausbildungsintensität, Altersvorsorge, Sozialleistungen, Steuerzahlungen, Gesundheitsleistungen…). Wenn alle drei Dimensionen ineinandergreifen ist das Label Nachhaltiges Unternehmen auch verdient
Der globale Innovationswettbewerb gewinnt zunehmend an Geschwindigkeit. Deutschland und Europa müssen sich positionieren, wie wir uns im Wettbewerb zwischen USA und Asien (China) verhalten wollen. Aber eines ist unabdingbar, um sich neu zu erfinden, bedarf es eines überdurchschnittlichen Beitrags unseres Unternehmens in Forschung & Entwicklung (F&E) und von der Bundesregierung in entsprechende Förderinstrumente und Rahmenbedingungen.
Im Folgenden wird die Bedeutung der industriellen Gesundheitswirtschaft (Unternehmen der Medizintechnik, Diagnostik, Arzneimittelherstellung, aber auch Elektrotechnik, IT oder Logistik…..) auf die Gesundheit der Menschen sowie die Nachhaltigkeit der deutschen Volkswirtschaft in den drei Säulen: Ökonomie, Ökologie und Soziales verdeutlicht. Damit es uns gelingt, die enormen Wachstumspotentiale der wissenschaftsbasierten Medizin - als zentrales Produkt der industriellen Gesundheitswirtschaft - in Deutschland und Europa zu entfalten, gilt es den Fokus auf die hierfür erforderlichen Rahmenbedingungen zu legen. Diese Herausforderung lässt sich dabei nur über das intelligente Zusammenwirken aller beteiligten Akteure lösen.
Im Zuge der Pandemie konnte die industrielle Gesundheitswirtschaft mit mehr als eine Million Beschäftigten und einer Bruttowertschöpfung von 81,2 Milliarden Euro (2019) ihre stabilisierende Wirkung auf die deutsche Volkswirtschaft sowie ihre Rolle als neue Leitindustrie unter Beweis stellen.
Der Anteil von Roche an dieser Bruttowertschöpfung betrug 2019 6,1 Mrd. Euro, davon wurden 3,8 Mrd. Euro direkt im Unternehmen geschaffen. Durch diesen wirtschaftlichen Erfolg sowie die Ausstrahlwirkung auf andere Vorleistungsindustrien und Zulieferern sichern wir in Summe 55.000 Arbeitsplätze in Deutschland. Darüber hinaus lösten die wirtschaftlichen Tätigkeiten von Roche in Deutschland gesamte fiskalische Effekte (Steuern und Sozialversicherungsbeiträge) in der Höhe von rund 1,5 Mrd. Euro aus. Somit fließt ein nicht unerheblicher Teil unseres wirtschaftlichen Erfolgs zurück an den Fiskus, wodurch gesamtgesellschaftliche Aufgaben finanziert werden können.
Knapp die Hälfte unserer Belegschaft (48 %) in Deutschland ist weiblich.
Durch den hohen Anteil (80%) von inländischen Vorleistungen an den gesamten Vorleistungen unserer in Deutschland hergestellten Produkte und der Vermeidung von langen Transportwegen trägt Roche gleich doppelt zur Nachhaltigkeit der deutschen Wirtschaft bei. Zudem bekennen wir uns in unseren Unternehmenszielen zum Pariser Klimaabkommen. Neben weiteren Projekten zur Reduktion unseres ökologischen Fußabdrucks investieren wir überproportional in neue Gebäude und Produktionsanlagen (>3 Mrd. EUR in den vergangenen 10 Jahren) und liegen somit unseren Treibhausgasreduktionen bereits deutlich unterhalb der Emissionen zur Erfüllung des 1,5 Grad Ziels.
(Quelle: Roche Deutschland 2019, basierend auf den Ergebnissen einer Studie des WifOR-Instituts)
Unser Geschäftsmodell sind Innovationen. Treiber dieser Innovationen - insbesondere bei Pharmaunternehmen - ist die Forschung und Entwicklung. Roche investiert 17 % ihres Umsatzes in F&E, fast 6-mal soviel wie der 3,5 % Zielwert für die europäischen Länder vorsieht.
Die industrielle Gesundheitswirtschaft konnte in intensiver Zusammenarbeit mit der Wissenschaft, der Politik, den Behörden und vielen Unternehmen innerhalb kürzester Zeit die ersten Impfstoffe, diagnostische Tests, bildgebende Verfahren, Schutzgüter, Beatmungsgeräte etc.) zur Bekämpfung der Pandemie in den Markt bringen. Auch die ersten Medikamente für den Einsatz bei einem schweren Verlauf einer Covid-Erkrankung sind innerhalb kürzester Zeit zugelassen worden. Alle diese beschleunigten Verfahren haben das Ziel, Patient:innen schneller als bisher zu helfen, unsere Wirtschaft zu stabilisieren und den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken. Die Pandemie zeigt uns: Gesundheit ist alles. Doch wie gelingt es uns, diese Erfahrungen zu verstetigen?
Wichtig erscheint hier, dass die Politik in Europa und Deutschland die Stärke der industriellen Gesundheitswirtschaft auch nach der Pandemie industriepolitisch nutzen sollte. Ziel ist die Stärkung und der Ausbau unserer Standortkompetenzen im Wettbewerb mit den USA und Asien, damit die Wertschöpfung dieser Industrien wieder verstärkt in Europa und Deutschland erfolgt. Nur dann können weitere Herausforderungen - denkt man nur an die Bekämpfung von Krebs oder Alzheimer - gemeistert werden.
Um Deutschlands Innovationsfähigkeit für die Zukunft zu sichern, sind international wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen für ein innovationsoffeneres Gesundheitssystem notwendig.
Insbesondere die Medizin entwickelt sich mithilfe der Digitalisierung sprunghaft weiter. So kann man bereits heute große Datenmengen (Big Data) von kranken und gesunden Menschen anonymisieren und für Forschungszwecke auswerten. Die neuen Erkenntnisse verändern das Wissen um Gesundheit und Krankheit und sind für Innovationen im Gesundheitsbereich nutzbar. Hierdurch können auch Forschungsvorhaben verkürzt und Innovationen schneller in die Regelversorgung integriert werden. Ein besonders großes Potential liegt auch in den Versorgungsdaten. Erkenntnisse aus der Regelversorgung z. B. was hat wann, wem, wie geholfen gehen regelhaft verloren. Durch gezielte Analysen könnte hier Wissen generiert werden, welches die Versorgung besser, effektiver und effizienter macht.
Deutschland hat noch das Potenzial, Vorreiter bei datengetriebenen Gesundheitslösungen zu werden. Die gesetzlichen Voraussetzungen sind teilweise schon geschaffen. Aber, um das volle Potenzial zu heben, braucht es eine nationale Kraftanstrengung - ein Großprojekt - zum Aufbau einer umfassenden Dateninfrastruktur in der Medizin. Alle am Gesundheitswesen Beteiligten, also Ärzte, Krankenhäuser, Krankenkassen, öffentliche Forschung und Industrie, müssen daran beteiligt werden. Gleichzeitig setzen wir uns damit unter Zugzwang, die Fragen zu Interoperabilität, Datenschutz und Patienteneinwilligung zu lösen und in die Aus-, Weiter- und Fortbildung der im Gesundheitswesen Beschäftigten zu investieren.
Wenn wir das gemeinsam angehen, werden wir die Chancen innovativer Gesundheitsversorgung und gleichzeitig die Wachstumspotenziale der industriellen Gesundheitswirtschaft in und für Deutschland entfalten. Darüber hinaus sind wir auch vor unerwarteten Herausforderungen im Public Health Sektor besser geschützt.
Links zu Websites Dritter werden im Sinne des Servicegedankens angeboten. Der Herausgeber äußert keine Meinung über den Inhalt von Websites Dritter und lehnt ausdrücklich jegliche Verantwortung für Drittinformationen und deren Verwendung ab.