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Originalpublikation: E. Walter, C. A. Schneider, T. Forst, M. Ganz, S. Zweyer. Typ-2-Diabetes: Kosteneffektivität eines NT- proBNP-Herzinsuffizienz-Screenings bei Patienten mit hohem Risiko in Deutschland. Diabetes Stoffw Herz 2025; 34: 133 – 143


Die chronische Herzinsuffizienz ist eine der häufigsten und auch kostenintensivsten Erkrankungen überhaupt. Allein in Deutschland leben aktuell fast vier Millionen Menschen mit Herzinsuffizienz (HI)¹ und 11 Millionen Menschen mit Diabetes mellitus, davon 9,1 Millionen mit einem diagnostizierten Typ-2-Diabetes.² Studien belegen, dass Personen mit Typ-2-Diabetes ein stark erhöhtes Risiko haben, an einer Herzinsuffizienz zu erkranken.³ Sie entwickeln etwa zwei- bis fünfmal häufiger eine HI – und das in durchschnittlich jüngeren Jahren.⁴

Die Symptome einer Herzinsuffizienz sind zunächst oft unspezifisch, ein typisches Leitsymptom ist Atemnot⁴ ⁵, Um eine akute HI von nicht-kardialen Ursachen der Atemnot zu unterscheiden, empfehlen die europäischen  Leitlinien die Analyse der natriuretischen Peptide BNP und NT-proBNP – und zwar bei allen Patient:innen, die Symptome und/oder klinische Zeichen aufweisen, die auf eine HI hindeuten.³ Das frühe Erkennen von Diabetes-Patient:innen, die ein erhöhtes HI-Risiko tragen, würde das Management der Erkrankung unterstützen.

In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, ob die Diagnose einer zuvor nicht bekannten HI mit einer jährlichen NT-proBNP-Screening-Strategie im Vergleich zu einer Diagnose aufgrund von klinischen Zeichen mit einem medizinischen und ökonomischen Zusatznutzen verbunden ist. 

Dieser Frage gingen die Autoren einer in der Fachzeitschrift „Diabetes Stoffwechsel Herz“ erschienenen Publikation nach.⁶ Anhand umfassender Literaturrecherchen mit Daten aus Deutschland definierten sie zunächst eine Screening-Population. Sie bestand aus rund drei Millionen Diabetes-Patient:innen über 60 Jahren mit keiner diagnostizierten HI und zusätzlichen Risikofaktoren wie Übergewicht, Bluthochdruck, Cholesterinproblemen, Nierenschwäche oder koronarer Herzkrankheit. Anhand dieser Screening-Population ermittelten sie, ob eine jährliche Kontrolle von NT-proBNP im Vergleich zur herkömmlichen Diagnose aufgrund von klinischen Anzeichen einen Zusatznutzen bringt. Zur Berechnung nutzten sie ein mathematisches Modell, das dem Konzept einer Kosten-Nutzwert-Analyse entsprach.⁶

Die Autoren der Publikation kamen zu dem Ergebnis, dass Patient:innen mit Diabetes durchschnittlich 0,064 QALY (qualitätsangepasste Lebensjahre) – also rund einen Monat in vollkommener Gesundheit – gewinnen, wenn die Population ein NT-proBNP-Screening durchläuft. Daraus ergab sich eine inkrementelle Kosten-Nutzwert-Relation* von etwa 16.000 Euro für eine 60-jährige Person mit Diabetes, die regelmäßig getestet wird. Somit kann ein NT-proBNP-Screening als für das deutsche Gesundheitswesen kosteneffektiv angesehen werden.⁶

Die Analyse kommt zu dem Schluss, dass ein regelmäßiges NT-proBNP-Monitoring bei Risikopatient:innen mit Typ-2-Diabetes ein wichtiger Baustein sein könnte, um Herzinsuffizienz frühzeitig zu erkennen und gezielt zu behandeln – für mehr Lebensqualität und eine nachhaltige Nutzung unserer Gesundheitssysteme.⁶

Sie finden die vollständige Publikation

*Die Kosten-Nutzwert-Relation (ICUR) beziffert die inkrementellen Kosten pro gewonnenem QALY.

Viele der bestehenden Versorgungsdefizite bei kardiometabolischen Patient:innen sind darauf zurückzuführen, dass Gesundheitssysteme primär darauf ausgelegt sind, akute kardiale Ereignisse zu behandeln – jedoch große Lücken aufweisen, wenn es um die Versorgung chronischer kardiometabolischer Erkrankungen entlang des gesamten Kontinuums geht.

Eine Neugestaltung der Versorgung chronischer kardiometabolisch bedingter Erkrankungen könnte einen neuen Rahmen schaffen, um klinische Ergebnisse zu verbessern und gleichzeitig die Nachhaltigkeit unserer Gesundheitssysteme zu stärken – mit einem klaren Fokus auf die Patient:innen, ihrer Wahrnehmung, aktive Beteiligung und individuellen Bedürfnisse in einem innovativen, integrierten Versorgungskonzept.

Der übergeordnete ungedeckte Versorgungsbedarf besteht in der Reduktion der Krankheitslast durch die Entwicklung und/oder Zusammenstellung von End-to-End-Lösungen, die eine optimale, ganzheitliche Versorgung entlang des kardiometabolischen Kontinuums ermöglichen. Dabei stehen nicht nur kardiale Erkrankungen im Fokus (z. B. strukturelle Herzerkrankungen, koronare Herzkrankheit, Herzinsuffizienz, Vorhofflimmern, Schlaganfall und Post-Schlaganfall-Zustände), sondern auch häufig assoziierte Erkrankungen wie Nieren- und Leberleiden, Diabetes, Hyperlipidämie, Adipositas, Übergewicht und Arteriosklerose.

Die Optimierung der Versorgung kardiometabolisch erkrankter Patient:innen erfordert daher einen Wandel hin zu integrierten, proaktiven, digital unterstützten und patientenzentrierten Versorgungsmodellen unserer Gesundheitssysteme. 

Susanne Zweyer

Access Manager, Roche Diagnostics Deutschland GmbH

  1. Deutsche Herzstiftung: Herzbericht: Menschen in Deutschland leiden zunehmend an Herzschwäche | Herzstiftung. Zuletzt abgerufen am 18.06.2025

  2. Deutsche Diabetes Hilfe . Online verfügbar unter: Diabetes in Zahlen | diabetesDE - Deutsche Diabetes-Hilfe. Zuletzt abgerufen am 18.06.2025

  3. 2023 ESC Guidelines for the management of cardiovascular disease in patients with diabetes

  4. Schütt, K et al. Positionspapier Herzinsuffizienz und Diabetes. Kardiologie 2022;16:358–371

  5. Deutsche Herzstiftung. Herzschwäche: Symptome sind oft unspezifisch | Herzstiftung. Zuletzt abgerufen am 03.07.2025

  6. Walter E et al. 2025. Diabetes Stoffw Herz; 34:133–143

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